1842 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: Döhner, Gotth. Ferd.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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rich der Streitbare im «Hussitenkriege mit dem Herz-
bluts der Thüringer, Ofterländer und Meißner theüer
genug bezahlt hakte, in die Hände eines fremden Für-
stengeschlechts satten lassen, welches für jene Länder
Nichts gethan und gelitten, und für welches jene Län-
der nicht geduldet und gestritten/ — Nimmermehr!
und doch — vielleicht auch diesen Schmerz hätte seine
große Seele getragen, wäre nur dadurch die hochhei-
lige Angelegenheit seines Herzens, die Sache der Refor-
mation, gerettet gewesen. Aber wie sollte er und die
andern weit minder mächtigen protestantischen Fürsten
bestehen, wenn Kaiser Karl Philippen und Friedrichen
besiegte und ihre Länder an katholische Fürsten gab?
Das Alles hatte Moritz überlegt; darum trat er auf
des Kaisers Seite, welcher ihm Johann Friedrichs Län-
der und die Kurwürde versprach. Moritz war es da-
her, welcher mit Heeresmacht in das Kürfürstenthum
einbrach, während Johann Friedrich und Philipp an
der Donau nicht wußten, was sie thun wollten oder
sollten. Freilich zog jetzt Johann Friedrich von der
Donau weg in sein Land, jagte Moritzens Truppen
heraus und eroberte sogar beinahe alle Länder seines
feindlichen Vetters. Aber auch Philipp war weggezo-
gen. Kaiser Karl, der in Süddeütschland keine Feinde
mehr zu bekämpfen hatte, zog Moritzen zu Hilfe. Bei
Mühlberg an der Elbe wurde am 24. April 1547 Jo-
hann Friedrich, wie tapfer er auch kämpfte, in die
Flucht geschlagen und bald darauf gefangen. 'Die Fol-
gen dieses Ereignisses waren höchst wichtig. Die Kur-
würde und die meisten Länder Johann Friedrichs ka-
men an Moritzen, also von der ernestinischen an die
albertinische Linie, welche noch jetzt das.königreich
Sachsen beherrscht. In den wenigen thüringischen
Ländern, die Johann Friedrichs Nachkommen behiel-
ten, herrschen jetzt der Großherzog von Weimar und
die Herzogs von Koburg, Meiningen und Altenhurg.
In die Freüde Moritzens über das Glücken seiner Pla-
ne mischte sich wohl das Gefühl der Kränkung, daß
er von vielen Deütfchen als Verräther seiner Verwand-
ten und seines Glaubens angesehen wurde; doch erhob
ihn über dieses Gefühl die Gewißheit, daß man ihm
noch die Rettung des Protestantismus verdanken werde.