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1. Schul-Lesebuch - S. 194

1856 - Berlin : Stubenrauch
194 Feinde besetzt. Uebermuth und Treulosigkeit vereitelten Meine be- sten Absichten, und nur zu deutlich sahen wir, daß Napoleons Verträge mehr noch, wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was euer trauriges Loos sein wird, wenn wir den Kampf nicht ehrenvoll endigen. Große Opfer werden von Allen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Aber welche Opfer auch gefordert werden, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen an- dern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit!" — Zugleich wurde eine Verordnung wegen Errichtung der Land- wehr im ganzen Umfange des Reiches erlassen: „Mit Gott, für König und Vaterland" sollte ihr schöner Wahlspruch sein. Mit demselben Wahlspruch hatte der König wenige Tage zuvor am Geburtstage der Königin Luise, am 10. März, den Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung für die Hel- den des Befreiungskrieges gestiftet, um der patriotischen Begei- sterung durch das Andenken der theuren Verklärten eine höhere Weihe zu ertheilen. Des Königs Aufruf entflammte diese Be- geisterung zu dem herrlichsten Feuer. „Der König rief, und Albe, Alle kamen!" ist das erhebende Gedenkwort jener herr- lichen Zeit geblieben. Das gesammte Volk wollte lieber die höchste Noth und Entbehrung, als eine neue Knechtschaft, tragen. Ganz Preußen war wie eine große Waffenstätte; alle Kräfte regten sich in neuer Lust und Frische. Jünglinge, die kaum aus dem Knaben- alter getreten waren, Männer mit grauem Haar, Väter zahl- reicher Familien — Alles eilte herbei zu dem harten Dienste des Krieges. Aber nicht die Männer allein, es waren auch Greise und Kinder und vor allem die Frauen, welche von einem schönen Eifer entbrannt waren. Das ganze Volk arbeitete und lebte für den Krieg'. Wer nicht mitziehen konnte, der gab sein Gut und die Arbeit seiner Hände. Freudig brachte die Hausfrau ihren Schmuck oder ihr Silbergeräth, das sie mit Zinn oder Eisen er- setzte, die Kinder ihren Sparpfennig, die Dienstmagd^ die Ringe aus ihren Ohren; — und edle Jungfrauen gab es, die, weil sie
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