1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Wunden; sie sind auf einem besonderen Kirchhofe in der Hasen-
haive bei Berlin begraben. Dort ruhen sie in Frieden.
Alljährlich aber wird der Jahrestag der Schlacht bei Groß-
Beeren durch einen Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem
Schlachtfelde festlich begangen.
51. Die Schlacht an der Katzbach.
(Der 26. August 1813.)
Drei Tage nach dem Siege bei Groß-Beersn hielt Blücher,
der rüstige Heldengreis, einen ernsten Waffengang mit den Fran-
zosen. Der Marschall „Vorwärts" war zwar schon siebenzig Jahr
alt; aber er verstand das Schwert zu führen, wie Einer, und hatte
das Herz auf dem rechten Flecke. Er sollte Schlesien decken und
stand bei Janer, am rechten Ufer der Katzbach. Napoleon, der dem
Hauptheere der Verbündeten bei Dresden gegenüber stand, hatte
den Marschall Macdonald in Schlesien zurückgelassen. Blücher
beschloß, über die Katzbach zu gehen und die Franzosen anzugrei-
fen. Macdonald hatte dieselbe Absicht, und so rückten beide Feld-
herren in fast gleicher Stärke, keiner von dem andern etwas wis-
send, am 26. August gegen einander vor. Der Regen goß in
Strömen herab. Die lehmigen Wege waren grundlos. In drei
Truppenzügen näherte sich das schlesische Heer Nachmittags 2 Uhr
der Katzbach; doch ehe diese Züge den Fluß erreichten, fanden sie
unerwartet den Feind, den sie auf dem anderen Ufer vermutheten,
schon dieffeit in der Ebene von Wahlstatt in vollem Anzuge. Au-
genblicklich änderte Blücher seine Anordnungen. Er redete zu den
Soldaten, als komme Alles so, wie er gewollt und erwartet. Er
reitet umher, den schlauen Blick auf den Feind geheftet; und wie
Alles bereit ist, ruft er voll Zuversicht: „Nun, Kinder, habe ich
genug Franzosen herüber!" Nun vorwärts!" Anderen ruft er
zu: „Kinder, heut gilt's! Ihr sollt beweisen, ob ihr euern König
und euer Vaterland liebt. Seht dort den Feind! Auf, zeigt euch
als wackere Preußen!" — Unter dem stürmenden Rufe: „Es
lebe der König!" setzte sich Alles sogleich in Bewegung. Das
französische Fußvolk kommt ungestüm entgegen. Der Regen hin-
dert das Gewehrfeuer; es entsteht ein Handgemenge, und die
Preußen haben schnell mit Bajonett und Kolbe die Oberhand.
Blücher ist überall voran. Die Truppen, Anfangs im finstern
Schweigen, jauchzen ihm bald freudig zu: „Höre, Vater Blücher,
heut geht's gut!" Sie rücken unaufhaltsam vor, und das Geschütz
begleitet wirksam ihre Bahn. Inzwischen kommen böse Nachrichten
vom linken.flügel; dort sei die feindliche Reiterei durchgebrochen.
Blücher setzt sich an die Spitze seiner Reiter, ruft: „Vorwärts!"
und stürmt mit Uhlanen und Husaren unter lautem Hurrah in
vollem Rennen auf die feindlichen Reiter. Die Franzosen räu-