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1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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Vogelheerde des Harzes, als ihm die Krone von Deutschland an-
geboten wurde. (Lies: S. 388.)
Den Krammetsvögeln, Weindrosseln u. s. w. stellt man ihres
wohlschmeckenden Fleisches wegen nach, und zwar mittelst Schlin-
gen. Dies geschieht im Herbste, und der Brocken ist dann ganz
von Schlingen umstellt. Sie sind aus Pferdehaaren gedreht und
an einem hölzernen Bügel befestigt, der die Gestalt eines Steig-
bügels hat. Jeder Bügel hat drei bis vier Schlingen und außer-
dem noch als Lockspeise die Frucht der Ebereschen. Ein gabelför-
miger Tannenzweig, den man mannshoch an dem Aste eines Bau-
mes aufhängt, hält ihn, und es sind auf diese Weise oft in einem
einzigen Jagdreviere an 2000 Tannen mit Bügeln versehen. Täg-
lich wird nachgesehen, und man holt aus einem einzigen Reviere
an manchem Tage 200 bis 250 Vögel. Ein großer Theil dieser
Vögel kommt auf die Märkte der benachbarten Städte zum Ver-
kauf. Auch die eingefangenen Singvögel bleiben nur zum kleinsten
Theile im Harz. In kleine Bauer eingesperrt, wandern sie aus
dem Rücken der Händler in die weite Welt. Man sieht in den
Straßen der Städte oft vierzig, fünfzig solcher Bauer neben und
über einander zum Verkaufe aufgethürmt. Da flattert der Stieg-
litz neben dem Dompfaffen, der Zeisig neben dem Hänflinge; ver-
gebens mühen sie sich ab zwischen den Tannenftäbchen des Ge-
fängnisses hindurch zu brechen. Wohl singen sie noch; aber ihre
Lieder tönen nicht mehr so froh, und ihr Gefieder bleicht schon
nach wenigen Jahren.
73. Die Elbe.
l. Ohr oberer Lauf.
Hoch oben am Kamme des Riesengebirges finden sich große
Moos- und Moorwiesen, welche wie ein Schwamm die Feuchtig-
keit der Wolken aufsaugen. Besteigt man von dem schlesischen
Dorfe Schreiberhau das Gebirge, so kommt man auf eine solche
Wiese. Sie liegt 4000 Fuß höher als der Meeresspiegel und
hat den Namen „die Elbwiese". Aus einigen der größeren sumpfi-
gen Stellen fließt das Wasser nach den etwas tiefer gelegenen
Theilen des Gebirges ab und bildet hie und da sogenannte Brun-
nen; das'sind Vertiefungen mit klarem, steinigem Grunde von
dem Umfange eines großen Waschfasses. Diese Brunnen sind
die eigentlichen Quellen der Elbe. Von ihnen aus bilden sich
kleine Bäche, die nach dem Südfuße des Gebirges eilen und nach
ihrer Vereinigung den Namen „Elbe" erhalten. Nach kurzem
Laufe stürzt sich der junge Bergfluß in wilder Eile über eine
800 Fuß hohe Felsenwand herab und sammelt dann seine zer-
streuten Wasser wieder in dem schauerlichen Elbgrunde; das ist
eine tiefe Wildniß voll Moor und über einander gestürzter Fichten-