1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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berathen. Mit den Angelegenheiten einer Provinz beschäftigen
sich die Provinziallandtage, mit denen eines Kreises die Kreis-
tage. — Alle neuen Gesetze werden in die Gesetzsammlung auf-
genommen; ihr Inhalt wird in den Amtsblättern der Regierungs-
bezirke angezeigt, so dass Jeder sich mit dem Gesetz bekannt
machen kann.
Die vollziehende Gewalt hat der König allein. Er führt den
Oberbefehl über das Heer, kann Krieg erklären und Frieden
Schliessen. Er kann Strafe erlassen und mildern. — Der Thron-
folger heisst Kronprinz, wenn er ein Sohn des Königs ist; im
entgegengesetzten Falle Prinz von Preussen.
92. Vom Kriegswesen.
1. Pflichten eines Soldaten.
Bis der neue Himmel kommt und die neue Erde, welcher
wir warten sollen nach der heiligen Schrift, und in welchen Ge-
rechtigkeit wohnet nach der heiligen Schrift, bis so lange wird
sich Krieg finden, bis so lange müssen Krieger sein. — Wohl
dem Volke und seinem Fürsten, dessen Kriegsleute mit dem Rock
zugleich einen Krieger anziehen, wie er sein soll, wie es befas-
set ist in nachfolgenden Regeln.
Gottesfurcht ist jedem Menschen, so auch dem Soldaten,
unerlässlich nothwendig. Sie giebt ihm Kraft zur treuen Pflicht-
erfüllung und Trost in den Tagen, von denen wir sagen, sie ge-
fallen uns nicht. Wenn der Soldat, entfernt von den Seinen, dem
Heere folgen oder in Gefangenschaft schmachten muss, wie wird
er oder seine Verwandten die Trennung ertragen können, wenn
er nicht weiss, Gott wacht über ihn, wenn sie nicht wissen, er
vertraut auf Gott! Auf dem Krankenbette des Lazareths oder in
der Schlacht dem Tode entgegensehend, würde er nicht ruhig
sterben können, wenn er nicht auf Gottes Gnade hoffen könnte,
und wenn er nicht das feste Vertrauen in sich trüge, beim Vater
im Himmel mit seinen Lieben, die er hier zurücklässt, wieder
vereint zu werden. Der grosse Schweden-König Gustav Adolph,
der Erhalter unseres theuren Glaubens, hielt stets Morgens und
Abends Gottesdienst in seinem Lager. Vor Anfang einer Schlacht
kniete er mit seinem ganzen Heere und flehte Gott um Gnade
an. Des alten Dessauers liebster Gesang war: Ein' feste Burg
ist unser Gott.
Dem Könige soll der Soldat treu, ehrlich und gehor-
sam dienen; auf ihn soll der König sich verlassen können; denn
wenn der Soldat nicht treu wäre, wie sollte er denn sein Land
vertheidigen? Verachtung aller Zeiten und die Strafe der Gesetze
treffen den verrätherischen Soldaten. Sein Leben und Blut ge-
hört dem Fürsten und dem Vaterlande. Ehre und ein gutes Ge-
wissen ist sein Lohn. — Unbedingten Gehorsam muss der Sol-
dat seinen Vorgesetzten erzeigen. Ihren Befehlen muss er un-
weigerlich Folge leisten, er mag sie nun für gut finden oder nicht.
Gegen seine Kameraden muss der Soldat treu, ehrlich