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1. Schul-Lesebuch - S. 282

1856 - Berlin : Stubenrauch
282 bleiben, auch wenn sie Futter genug haben. Unruhig laufen sie hin und her und schreien ihren fortziehenden Kameraden den Abschiedsgruß nach. Aehnlich verhalten sich die Wachteln, die in einem Käfig eingesperrt sind. Sie laufen, wenn im October ihre freien Gknosien die Reise antreten, unruhig in ihrem Käfig hin und her; ja, sie fliegen dann mit solcher Gewalt an die Decke defsel- den, daß sie oft besinnungslos niederfallen. Bricht der Tag an, so werden sie ruhig, sind aber traurig, träge und schläfrig; dies dauert 30 Tage lang. Arme Wachtel! Hätte ich eine, und sähe ich ihr Verlangen und ihre Unruhe: ich würde sie ziehen lassen. Aber wohin ziehen die Vögel? und wer zeigt ihnen den Weg? — Wenn ich dich auf eine Wiese hinstellte und zu dir sagte: „Mach' eine Reise nach Afrika!" so würdest du antworten: „Ich weiß keinen Weg!" — Die Störche, die Schwalben, die Wachteln, die Nachtigallen machen aber diese weite Reise nach Afrika im Herbste ohne Wegweiser, ohne Schiffe und ohne Wagen, durch Wälder, über Berge, über Flüsse und See'n und zuletzt über das weite Meer, und dennoch verfehlen sie ihren Weg nicht. Die schnelle Schwalbe legt den weiten Weg schon in 4—5 Wochen zurück. Schlimmer geht es den Wachteln; sie köunen wohl gut laufen, aber nur schlecht fliegen. Oft müssen sie ruhen, und wenn sie an's Meer kommen, so fliegen sie von Insel zu Insel und zwar immer auf demselben Wege. Müde fallen sie oft dann in großen Schaaren auf die Insel nieder, wo sie leicht gefangen werden; andere fallen ermüdet auf Schiffe; andere werden von Stürmen in's Meer geworfen. Wenn aber der Frühling wiederkommt, dann zieht ein innerer Zug sie wieder nordwärts, und jede Schwalbe findet das Dorf, das Haus, ja das Nest wieder, in dem sie im vorigen Jahre gebrütet hat. Und nun sage mir: Wer ist ihr Wegweiser nach Afrika? Wer sagt ihnen, wann sie wieder fortziehen sollen in ihre Heimath? Wer zeigt ihnen den sichern Weg zu ihrem alten Neste? Du weißt es, wer Der ist, der keines Seiner Ge- schöpfe vergißt, ohne Dessen Willen kein Sperling vom Dache fällt. Siehe, Er zeigt ihnen den Weg nach Afrika und bringt sie wieder in ihre Heimath. Er bestimmt ihnen die Zeit ihrer Reise. Wenn du die Störche, die Wachteln, die Schwalben, die Staare ziehen und kommen siehst, dann denk' an Ihn. 16. Die Vögel. Alle Vögel haben als gemeinsame Merkmale einen hornar- tigen Schnabel, einen mit Federn bedeckten Leib, zwei Flügel und zwei Füsse. Allein welche unendliche Mannigfaltigkeit herrscht nun in der Bildung der Gattungen und Arten und wieder unter den einzelnen Vögeln! Von dem Strausse, der an Höhe einem Reiter gleicht, bis zu dem Zaunkönige, der durch die Hecken schlüpft, und dem Kolibri, der über Blumen schwebt! von der trüben Rauchschwalbe bis zu dem prächtigen Kanarienvogel und Distelfink! von dem furchtsamen Rebhuhn bis zu dem kühnen Adler, der kaum vor den Menschen zurückweicht! Die Vögel sind ihrem grösseren Theile nach bestimmt, Be- wohner der Luft zu sein, wie die Säugethiere des festen Erd-
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