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1. Schul-Lesebuch - S. 387

1856 - Berlin : Stubenrauch
387 Italien und einen Strich Landes am linken Rhein-Ufer von dem mittelländi- schen Meere bis zur Nordsee (Lotharingen). So ist Deutschland ein eigenes Reich geworden. Aber auf dem Geschlechte Karls ruhete kein Segen; glorreich hatte es mit dem großen Kaiser begonnen; rühmlos und fast verachtet endete es 911, in welchem Jahre der letzte des Stammes, Ludwig das Kind, in's Grab sank. ni ✓ 19. Ludwigs des Frommen Tod. 1. E3 kommt ein Schiff geschwommen herab den stolzen Rhein; die weissen Segel wallen im gold’nen Mittagsschein; umgeben von Getreuen, ruht drin, gebettet weich, der fromme Kaiser Ludwig, so krank und todesbleich., 2. „Legt an, legt an, ihr Schiffer, bei dieser stillen Au’; da weh’n durch schatt’ge Bäume die Lüfte mild und lau; da rasseln keine Schwerter; - da tönt kein Schlachtgesang mir vom Verrath der Söhne mit fürchterlichem Klang. 3. Und auf dem grünen Rasen, ihr Treuen spannt mein Zelt, auf dass in Frieden ruhe der Herrscher einer Welt. Schon rauscht des Rheines Welle ein sanftes Schlummerlied, und leichter wird sich Schliessen mein Auge, trüb’ und müd’.“ 4. Es sprach’s der kranke Kaiser; da wird erfüllt sein Wort; man trägt ihn auf ein Lager am kleinen Inselport. Wie blass sind seine Wangen, wie todesmatt sein Blick! Er richtet ihn voll Trauer nach Ingelheim zurück. 5. Und auf den Zinnen leuchtet der letzte Abendstrahl; die hundert Säulen schimmern am stolzen Kaisersaal. Da fühlt der fromme Ludwig, dass seine Stunde schlägt; er betet lang und leise und sagt, vom Schmerz bewegt: 6. „Seht, wie der Glarvz der Säulen verschwunden ist in Nacht; — bald wird auch so vergehen der Karolinger Macht! — Sagt meinen fernen Söhnen, in Wehr und Waffen wild, dass sie dies Herz gebrochen, zu weich und vatermild. 7. Doch will es gern vergeben; vergessen muss es bald der Erde Lust und Schmerzen, Hass, Liebe und Gewalt! Ihr Ritter, nehmt die Krone, umglänzt von nichtigern Schein! Lothar soll sin empfangen; er wird nun Kaiser sein. 8. Und bringt ihm auch das Scepter, zu schwer oft meiner Hand; bringt ihm den Purpurmantel; mir g’nügt ein Sterb’gewand. Denn nun zum dritten Male vom stolzen Kaiserthron — doch ach! in’s Grab hernieder — steigt, grosser Karl, dein Sohn! 9. Aus — aus!“ Sein Auge sinket, umhüllt von Todesnacht; er hat den Kampf bestanden; er hat den Sieg vollbracht. Doch um die Königsleiche knie’n, traurig und voll Schmerz, die Ritter zum Gebete für das gebrochene Herz. 25
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