1856 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Wetzel, Friedrich, Richter, Carl, Menges, Heinrich, Menzel, J.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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den nach Süden daß Gihonthal, von dem man in das Riesen«
thal und in das Thal der Rosen gelangt. Hier führt der Weg
nach der eine Meile südwärts gelegenen Stadt Bethlehem.
(Der Name bedeutet Brothaus.) Auf einem mäßigen Bergrücken
steigt sie terrassenförmig empor und blickt über zwei anmnthige,
fleißig angebaute Thäler. Auf ihren Abhängen gedeiht der Wein-
stock; Mandel-, Oel- und Feigenbäume überkleiden die Hügel, und
zwischen nackten Felsen schimmern goldene Saatfelder und grüne,
reizende Gründe. Auf diesen Gefilden sammelte Ruth die Aehren
für Naemi; hier sann der jüngste Knabe Jsais auf seine Psal-
men, und hier ward den frommen Hirten die Geburt des Heilan-
des durch den Engel verkündet.
Einige Stunden südlich von Bethlehem liegt Hebron in reiz-
voller Landschaft, die alte Hauptstadt Kanaans, in welcher schon
Abraham und David wohnten, und unter deren Thor Joab seine
Mordwaffe gegen Abner zuckte. In der Umgegend gedeiht Obst
aller Art in Menge, vor Allem die Traube. Hier ist das berühmte
Traubenthal Eskol zu suchen, wo die israelitischen Kundschafter
die Riesentraube schnitten, welche „Zween auf einem Stecken" tra-
gen mußten. Südwärts von Hebron bildet das Land eine wellen-
förmige, fruchtbare Hochebene, welche nach drei Seiten von Ber-
gen umgeben ist, gegen Osten aber in die Wüste Inda sich ab-
senkt.— Hier liegt Juta, an der Stätte der alten Pricsterstadt,
wo Zacharias und Elisabeth wohnten, wo Maria die fromme Freun-
din zu besuchen kam, und wo Johannes der Täufer geboren ward.
Zur Linken breitet sich der Schauplatz der Jrrsale Davids ans,
als er den mörderischen Händen Sauls entwich und in der Haide
von Siph, auf den Höhen von Maon und Karmel sein We-
sen hatte, geächtet, verrathen, gejagt „wie ein Rebhuhn ans den
Bergen," und doch von Gott wunderbar geschützt. — Nach Süden
zu beginnt die Wüste, „da weder Säen noch Ernten ist." Städte
und Flecken, Bäume und Getreidefelder verschwinden mehr und
mehr. Die südlichste Stadt, der Grenzort Palästinas, ist Ber
Saba.
6. Peräa.
Alle längs der Ostseite des todten Meeres und des Jordans liegenden
Landschaften faßte man im Alterthum unter dem Namen Peräa zusammen.
Das südlichste Land hieß Mo ab. Im Süden desselben fließt in steilen Sand-
steinufern der Bach Sared, im Norden in tiefem Thal der Arnon; im Westen
streckt sich das todte Meer hin, im Osten die arabische Wüste. Moab ist ein
von Bergen besetztes Hochland, von tiefen Bächen durchschnitten, fruchtbar zum
Getreide- und Weinbau, aber ohne alle Waldung. Aus dem Gebiete von
Moab tritt man nach Norden zu in das Land der Ammonit er. Der Arnon,
der von Osten nach Westen iirö todte Meer fließt, bildet die Grenze. In einer
tiefen Schlucht strömt der Fluß durch einen schmalen Streifen grünen, flachen