Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Schul-Lesebuch - S. 456

1856 - Berlin : Stubenrauch
456 ansetzen. Sandbänke, Inseln und Ufersteine sind mit einer Salzkruste überzogen. Jähe Kalksteinfelsen umschließen das Meer. Eine drückende Gewitterschwüle liegt über dem todten Meere; mindestens 6v0 Fuß tief unter dem Meeresspiegel gelegen, von Felsenketten fast rings umschlossen, ohne den Schatten einer Wal- düng, ohne den Zutritt kühlender Winde, ist dieser See sieben bis acht Monate lang den brennenden Strahlen einer unumwölkten Sonne ausgesetzt. Kein Fisch läßt sich in seiner Fluth entdecken. Kein Schiff, kein Wasiervogel durchrudert den See; keine Muschel liegt am Gestade; kein Gebüsch, noch Gras begrünt die Ufer und Felsen. Todtenstille ruht auf der weiten Einöde; hier ist die Einsamkeit des Friedhofs. — Bor Zeiten lag hier das blühende Siddim, um desien Besitz sich Lots und Abrahams Knechte stritten. Hier stand Sodom und Gomorra; sie sind versunken, und die stumme Fluth bedeckt sie wie ein Meer der Vergessenheit. Nur die Schrift hat ihr trauriges Andenken aufbe- wahrt und den wild zersplitterten Felsen, die in finsterm Ernste jenes Todten- reich umgürten, das tief erschütternde Zeugniß eingegraben: „Gott hat die Städte Sodom und Gomorra zu Asche gemacht, umgekehrt und verdammet, damit ein Exempel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden." (2. Petr. 2, 6.) 56. Der Sinai. In seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vor- gebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durch einander ge- worfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heiligthum verwehren. — Das eigentliche Gebirge besteht aus Porphyr und Granit. Von der Gluth der Sonne geschwärzt, von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht auf- gerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Ueber die rothbraunen Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Theil wüst und öde, mit unge- heuren Stejnblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Trieb- sand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterftröme wächst Gebüsch und Weide ge- nug für die Heerden eines wandernden Hirtenvolkes. — Ein Thal besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze auf sonnigen Hügeln; hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen; prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Lust, und wäh- rend das freigelassene Kameel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Thautropfen, wie weißglänzende Perlen hängt. — Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches im weiten Bogen die Nordseite des inne- ren Gebirges umkreist und ernst und großartig bis an den Fuß
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer