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1. Schul-Lesebuch - S. 459

1856 - Berlin : Stubenrauch
459 gen gleich, schwankten die Kraftlosen nmher, das Leder der Schuhe, der Schilde, der Gürtel gierig verschlingend. Eine früher reiche Frau, Maria, war von allen Nahrungsmitteln entblößt; gefoltert vom Hunger, schlachtet sie ihr eigenes Kind, um sich zu sättigen. Eben hatte sie einen Theil aufgezehrt, als Krieger in's Hans drangen. Mit der Kälte der Verzweiflung bot sie ihnen die an- dere Hälfte des Kindes an; aber bestürzt und voll Abscheu schlichen diese davon. — Schon hatten die Römer die Burg Antonia, von der aus die Eroberung des Tempels nicht mehr schwer war, genommen. Ein Anerbieten der Gnade wiesen die Juden zurück. Nun ließ Titus den Tempel stürmen. Es war am 10. August des Jahres 70 nach der Geburt des Herrn. Titus verbot den Kriegern, von dem Feuer Gebrauch zu machen, weil er das schöne Gebäude zu er- halten wünschte. Mit verzweifelter Wuth wehrten sich die Inden, in der Meinung, ihr Heiligthum könne ihnen nicht entrissen wer- den. Da schleudert ein Römer einen Feuerbrand in eine Kammer des Tempels, wo viele Gewänder, Geräthschasten und Kostbar- keiten aufbewahrt wurden. Schnell zündete der Brand; mit schreck- licher Wuth loderten die Flammen unter dem Geheul der Juden empor; vergebens gebot Titus zu löschen. In wenigen Stunden war der Tempelberg wie von einem Flammenmeer übergössen. Von den Stufen des Altars und des Tempels strömte das Blut und schwemmte die Leichname herab. Greise, Frauen, Kinder wälzten sich auf dem Boden umher; Viele stürzten sich in die Schwerter der Feinde; Andere sprangen in die lodernden Flammen. Der Frendenruf der Sieger mischte sich furchtbar in das betäubende Gekreisch der Ueberwundenen, in das Sausen der zehrenden Flam- men, in den Donner der zusammenstürzenden Steine, in das Gekrach der Riegel und Sessel, welche die Priester im letzten Kampf ergriffen und wüthend unter die Römer schleuderten, ehe sie den Geist aushauchten. So sank der Tempel zusammen unter Strömen von Blut; er war im eigentlichen Sinne eine Mörder- grube geworden. Nicht lange darauf fiel auch der noch übrige Theil der Stadt. Ueber 1 Million Juden waren erschlagen, 97,000 gefangen wor- den. Da ward das Frevelwort schrecklich erfüllt, welches das be- thörte Volk einst über den Sohn Gottes ausrief: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" — 58. Die Verfolgungen der Christen. Unser Herr hat das Himmelreich mit einem Senfkorn ver- glichen, das das kleinste ist unter allen Samen, aus dem aber ein Baum hervorgeht, unter dessen Zweigen die Vögel des Himmels nisten. Noch heute ist dies Wort des Herrn nicht in seinem gan-
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