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1. Schul-Lesebuch - S. 478

1856 - Berlin : Stubenrauch
478 Indien ist ein reich bewässertes Land; es,zählt gegen 1000 schiffbare Flüsse. Ueppig ist sein Pflanzenwnchs. In den Schlammniederungen gewährt der Reis eine 2 bis 4 malige Ernte. Man findet Gräser, deren Halme hohlen Baum- stämmen gleichen (Bambus). Der Ebenholzbaum war schon bei den Alten be- rühmt. Die Kohl-, Sago- und die 60—80 Fuß hohe Kokospalme, der Brot- fruchtbaum und die Banane gewähren reichliche Nahrungsmittel, die Indigo- pflanze einen bekannten Färbestoff. Muskatnüsse, Zimmet und Gewürznelken kommen aus Indien; ebenso Ingwer und mehrere Pfefferarten. Reich ist die Thierwelt Indiens. In den Flüssen lauern Krokodile. In den Büschen schleichen giftige Schlangen, unter ihnen die gefährliche Brillenschlange. In den Sunderbunds hausen blutdürstige Tiger, Panther und Löwen, gewaltige Elephanten und Nashörner. Die Wälder sind mit prächtig gefärbten, freilich stum- men Vögeln bevölkert. — Der Schooß der Erde birgt Diamanten und Edel- steine, welche an Reinheit, Feuer und Härte die aller Länder übertreffen. — Die Einwohner And gemeiniglich dunkelbraun, mittelgroß, fein und schlank gebaut, oft schön von Angesicht, gewöhnlich von milden Zügen. Die Stirn ist mit weißen, gelben und rothen Strichen bemalt. Die niederen Klassen sind halbnackt; die höheren tragen weiße und blauweiße Gewänder; in Nasen und Ohren haben sie nicht selten Ringe. Die Nahrung besteht in Reis, Gemüse, Obst. Das ganze Volk ist in vier Hanptklassen — Kasten — getheilt. Die erste bil- den die Brahminen oder Priester; die zweite die Krieger; die dritte die Land- bauern und Handelsleute; die vierte die Handwerker und Diener. In seine Kaste kommt jeder durch seine Geburt. Was der Vater ist, das ist auch der Sohn. Wer sich dieser Ordnung nicht fügt, wird aus seiner Kaste auögestoßen, und es darf ihn keine andere aufnehmen. Er muß ein Paria werden. Die Parias bilden keine Kaste, treiben die gemeinsten und niedrigsten Geschäfte und sind von den Hindus (Indern) völlig verachtet. Niemand darf sie berühren, Niemand mit ihnen essen oder trinken. — Es herrscht in Indien die Brahmareligion. Brahm heißt die ewige, unerschaffene Gottheit. Aus dieser entsprangen drei Gottheiten, Brahma, der Schöpfer der Welt, Wischnu, der Erhalter, Schiwa, der Zerstörer. Brahma hat viele Geister erschaffen, von denen einige abfielen, andere treu blieben. Die abgefallenen Geister müssen gereinigt werden; deshalb schuf Brahma viele Wel- ten, wozu auch die Erde gehört. Die Leiber der Menschen und Thiere sind die Wohnung gefallener Geister. Werden sie rein, kommen sie zu Brahma in den Himmel; bleiben sie böse, gehen sie wieder in den Leib anderer Menschen und Thiere. Das ist die Seelenwandernng. Das Genauere enthalten die hei- ligen Bücher der Inder, die Vedas. Die Punditen, d. i. Schriftgelehrte, ziehen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, nehmen in den Schatten eines Baumes Platz, pflanzen vor sich Bambusstäbe mit Fahnen und Bildern auf und erzählen dem horchenden Volke die Sagen von seinen Göttern. Da lernt das Volk, daß, wer selig werden will, von jeder Arbeit ablassen und sich ge- dankenlos in das Ewige versenken muß, so daß er Alles um sich her vergißt. Das können freilich nicht Alle; aber die Fakirs (Heilige) versuchen es. Diese, mit langen Haaren, mit Koth beschmiert, ein paar Lumpen um den Leib, sitzen
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