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1. Schul-Lesebuch - S. 489

1856 - Berlin : Stubenrauch
489 spieß, Bogen und Pfeil sind ihre Waffen. — Zu ihnen gehören die Buschmän- ner, ein Volk, das, gleichsam geächtet, ein unglückliches Dasein führt. Sie Hausen in den großen Wildnissen im Norden des Kaplandeö, leben in den Wü- sten und halten sich in Bergllüften und Höhlen auf oder in armseligen, nie- drigen Hütten. Hervorstehende Backenknochen, runde Augenlider, Platte Nasen, ein hohles Gesicht mit hervorstehendem Kinn und scharfe, rollende Augen geben ihnen etwas Wildes. Selten werden sie 5 Fuß hoch. Ihre blaßbraune Farbe schimmert kaum unter der Schmiere hervor, mit der sie sich einreiben. Gegen ihre Feinde und Dränger streiten sie mit vergifteten Wurfspießen und Pfeilen. Alle diese Völkerschaften haben die rohesten Vorstellungen von der Gott- heit. Die Hottentotten beten zum Mond um gutes Wetter, Nächte lang, unter Tanz und Frendenlärm. Die Furcht vor bösen Geistern verfolgt.sic unablässig. Zauberer und Zauberinnen rühmen sich, Macht zu haben über jedes Uebel und auch Regen machen zu können. Der Gottesdienst besteht in Beschwörungen, Liedern und Tänzen. Viele wissen kaum zwischen gut und böse zu unterschei- den. Geiz, Habsucht, Trägheit, Gefräßigkeit sind hervorstechende Laster; doch muß leider eingeräumt werden, daß die grausame und unchristliche Behandlung der Europäer diese Völkerstämme verdorben hat. Die Kaffern haben die Sitte, ihren kranken Eltern Hab und Gut wegzunehmen; fallen sie ihnen zur Last, oder werden sie krank, trägt man sie ans das Feld hinaus, setzt neben sie ein wenig Wasser und läßt sie einsam sterben, oder eine Beute der Geier und Wölfe werden. Eine gesegnete Missionsthätigkeit hat sich unter diesen Völkerschaften ent- wickelt. Die Brüdergemeinde, die englische, die Berliner Gesellschaft u. a. ha- den hierher ihre Missionare mit der Predigt des Wortes Gottes gesendet. Und mit Freuden haben diese Sendboten Vaterland und Freundschaft verlaßen; un- ter Entbehrungen der mannigfaltigsten Art, unter tausend Gefahren, mit nicht zu erschöpfender Geduld haben sie den unglücklichen Völkern Süd-Afrikas Licht und Trost gebracht. Kirchen und Schulen erheben sich in etwa 80 Missions- stationen, unter denen Bethel, Jtemba, Emm aus von der Berliner Mis- sions-Gesellschaft gegründet worden sind. Wüsteneien werden urbar gemacht, Gärten angelegt, die Felder sorgfältig bestellt, Häuser nach europäischer Art erbaut und die Bewohner an christliche Zucht und Sitte gewöhnt. Wie im deutschen Vaterlande wird auch in manchem Kafferndorfe der Christbaum "am heiligen Weihnachtsabend angezündet, und arme Kinder erfreuen sich der Liebes- gaben, welche deutsche Christen weit über das Meer ihnen gesendet haben. Und wenn dann der Weihnachtsmorgen erscheint, erschallt in den Kirchen die frohe Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren! Oft zwar haben blutige Kriege zwischen Engländern und Kaffern die Missionsstationen in große Noth gebracht, und noch in allernenster Zeit ist manche christliche Ansiedelung ein Raub der Flammen geworden; aber mit ungebrochener Kraft ist das Liebeswerk wieder aufgenommen worden. Mancher Missionar hat sein müdes Haupt schon zur Ruhe in ein afrikanisches Grab gelegt; mancher hauchte sein Leben ans, getrof- fen von dem vergifteten Pfeil eines heimtückischen Buschmannes oder von dem Wurfspieß eines wilden Kaffern; aber auf das Grab der Märtyrer traten im- mer neue Streiter Christi.
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