1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12
dem Sterbebette seine Gemahlin Mathilde mit den Worten: „Jetzo
empfehlen wir dich und unsere Kinder dem allmächtigen Gott; ihm
empfehlen wir auch unsere Seele, die jetzt die Hülle des Leibes verlassen
will," und bald darauf entschlief er den 2ten Juli 936.
Otto I. oder der Grosse.
Otto war bei dem Tode seines Vaters erst 24 Jahre alt.
Weil Heinrich die vorzüglichen Eigenschaften seines Sohnes
kannte, so bat er die deutschen Fürsten, sie möchten ihm die
Königskrone von Deutschland geben. Diess geschah, und der
Erfolg hat es bewiesen, dass sich der Vater nicht geirrt hatte.
Otto bekam mit allem Recht den Beinamen des Grossen;
aber nicht blos darum, weil er Deutschland vergrösserte,
Tapferkeit besass, mit Entschlossenheit die nöthige Klugheit
vereinigte und eben so streng als mild und gütig war, sondern
auch, weil er die wilden Horden von Hunnen, die nun schon
seit Jahrhunderten das deutsche Vaterland beunruhigten, so
auf das Haupt schlug, dass sie es nicht wieder wagten, ver-
wüstend in Otto’s Länder einzudringen. Denn es war im Jahre
955, als sie in Baiern, wie in den Nachbarländern, die schreck-
lichsten Verwüstungen anrichteten. Auf dem Lechfelde,
unweit Augsburg in Baiern, schlugen sie in einer grossen
Ebene ihr Lager auf und zwar in solcher Menge, dass sie selbst
sagten, ihre grosse Anzahl Pferde werde die Flüsse und Seen
austrinken, und wenn nicht der Himmel auf sie stürzte, oder
die Erde sie verschlänge, so müssten sie siegen. Otto fürchtete
ihre Prahlereien nicht, sondern zog ihnen muthig entgegen.
Vor der Schlacht genoss er mit seinem ganzen Heere das
heilige Abendmahl und feuerte seine Krieger mit den Worten
an: „Soldaten! Wir haben bisher in fremden Landen immer
gesiegt; lasst uns jetzt nicht im eigenen Vaterlande unterliegen.
Uebertrifft uns der Feind auch an Menge, so übertrifft er uns
doch nicht an Muth. Er verlässt sich auf seine Tollkühnheit,
wir verlassen uns auf Gott und unsere Kraft. Es ist besser,
wir sterben als freie Männer im Kampfe, als dass wir uns den
Feinden unterwerfen und Sclaven werden. Viele Worte sind
unnütz. Die Tapferkeit zeigt sich durch die That. Auf! Lasst
uns die Sache in Gottes Namen angreifen!“ Sogleich begann
die Schlacht, den 10. August 955. In grosser Masse und mit
Blitzesschnelligkeit stürmten die Hunnen auf die Deutschen
ein, so dass diese zu weichen begannen. Da ordnete der König
die Fliehenden und führte sie abermals vorwärts; die tapfern