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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 33

1868 - Leipzig : Arnoldi
33 ihnen in den Weg trat, und verübten eine Menge unerhörter Grau- samkeiten. Jetzt traten Johann der Beständige von Sachsen und meh- rere Fürsten zusammen, um jenem Gräuel ein Ende zu machen. Land- graf Philipp von Hessen, her einen Banernaufruhr in seinem Lande gestillt hatte, kam zur Hilfe; deßgleichen Herzog Georg von Braun- schweig und Herzog Georg von Sachsen. Thomas Münzer, der dieß erfuhr, bestimmte die Stadt Frankenhausen in Thüringen zum Sammelplatz der Rebellen, und wirklich kamen 8000 Bauern zusam- men und lagerten sich auf die dortige Anhöhe, die sie so gut wie möglich verschanzten und die noch jetzt der Schlachtberg heißt. Pfeifer blieb unterdessen in Mühlhausen als Statthalter zurück. Münzer ließ es an nichts fehlen, um dem bethörten Volke Muth einzusprechen, zumal da er sah, daß ein großer Theil die Fahnen verließ, als es die An- näherung feindlicher Truppen erfuhr. ,,Gott," sprach er, „ist mit uns! Wer von euch heute in den vordern Reihen fällt, der steht hinten wieder auf, wenn die andern vorüber marschirt sind. Die Kugeln, die von den Feinden auf uns geschossen werden, fange ich alle in meinem weiten Priestermantel auf." Wirklich glaubte der dumme Haufe diesen un- sinnigen Worten. Noch wollten die Fürsten keine Gewalt brauchen, sondern sie boten ihnen durch zwei Gesandte Gnade und Verzeihung an, wenn sie die Rädelsführer auslieferten. Allein den einen — es war der Graf von Stollberg — ließ Münzer gefangen setzen, und den andern, nämlich den Herrn von Gehoven, von Bauern um- zingeln, die ihn mit ihren Lanzen durchbohrten. Solche Verachtung fremder Nachsicht konnte nicht ohne harte Folgen bleiben. Die Schlacht begann. Mit aller Wuth drangen die Bauern vorwärts, weil sie glaubten, ihr Anführer sei ein Gesandter des Himmels. Aber die Kanonenkugeln streckten ganze Reihen zu Boden, die Streitenden sahen, daß die Gefallenen nicht wieder aufstanden, und daß ihr Lügenprophet die feindlichen Kugeln nicht mit seinem Priestermantel auffing. Schon lagen mehr als 2000 Bauern auf dem Schlachtfelde; die feindliche Reiterei brachte ihre Glieder in Verwirrung und hieb die Fliehenden niever. Genug, in kurzer Zeit lös'te sich Alles in die schrecklichste Un- ordnung auf. Vergebens sahen sie sich nach ihrem Anführer um; dieser hatte zuerst die Flucht ergriffen, sich den Kopf verbunden und in Frankenhausen in ein Bett versteckt, wo er aber von einem feindlichen Soldaten, der in diesem Hause plünderte, zufällig erkannt und ge- fangen ward. Dieß geschah den 15. Mai 1525. Gegen 7000 Bauern und Bürger sielen durch des Feindes Hand; 300 wurden durch den Scharfrichter enthauptet. Ueber den verbrecherischen Münzer sprachen die Fürsten sogleich das wohlverdiente Todesurtheil aus. Zuerst fol- Otto, Kinderfreund. 3
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