1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kam, dass die besten wollenen Tücher daselbst verfertigt würden..
Eben so sorgte er für den Anbau wüster Gegenden. Selbige
kaufte er an und errichtete nun Kammergüter und Vorwerke,
wo er für Feldbau, für gute Obstzucht, für den schönsten Vieh-
stand nach Kräften sorgte. Um überall edle Obstsorten immer
allgemeiner zu machen, trug er auf seinen Reisen ein Säckchen
guter Kerne von Aepfeln und Birnen mit sich herum und ver-
theilte sie unter die Landleute; auch gab er das Gesetz, dass
jedes junge Ehepaar ein Paar Obstbäume pflanzen musste. Ja
er selbst war ein thätiger Gartenfreund. Spaten, Messer, Säge
und Hacke, die man noch jetzt im historischen Museum zu
Dresden sehen kann, wusste er gut zu regieren, und er gab da-
durch seinen Unterthanen das beste Beispiel. Vonadieser Zeit
schreibt sich der blühende Obstbau in unserm Vaterlande her,
das einem schönen Garten "gleicht. Den Weinbau, den man
schon früher zu betreiben angefangen hatte, hob der Landes-
vater August dadurch, dass er veredelte Weinreben aus Frank-
reich und andern Weinländern kommen liess. In dieser liebe-
vollen Sorgfalt wetteiferte mit ihm seine Gemahlin Anna, eine
Tochter Christian’s Iii., Königs von Dänemark. Sie war spar-
sam wie er; sie ging sogar zuweilen in eigener Person auf den
Markt, um sich nach den Preisen der Lebensrnittel genau zu
erkundigen. Auf dem jetzigen Ostravorwerke zu Dresden liess
sie die schönsten Kühe anschaffen; sie butterte bisweilen da-
selbst und erkundigte sich nach allen wirtschaftlichen Ange-
legenheiten. So ging dieses fürstliche Paar in vielen häuslichen
Tugenden dem Volke mit dem besten Muster voran. Der Chur-
fürst' war nur unter dem Namen: Vater August, und seine
Gemahlin nur unter dem Namen: Mutter Anna bekannt.
Noch erinnert uns Manches an die Segnungen jener freundlichen
Regierung. Unter ihr entstanden die Schlösser Augustus-
burg, Annaburg und Nossen; der Königstein ward be-
festigt; in Dresden selbst entstanden die Kreuz schule, das
Zeughaus, das grüne Gewödbe mit seinen Kostbarkeiten,
die Bibliothek mit ihren Schätzen und der Jägerhof, so wie
auch die Annenkirche das Andenken an die Mutter Anna
verewigt. Als ein Muster guter Hausmütter starb Anna den
1. October 1585 an der Pest. Ihr Gemahl folgte ihr bald
darauf den 11. Februar 1586, nachdem er sich am 3. Januar
1586 mit der dreizehnjährigen Agnes Hedwig aus dem Hause
Anhalt zu Dessau verheirathet hatte. Durch ihre Sparsamkeit
hinterliessen sie einen Schatz von 17 Millionen Thalern. Man