1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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findet ihre Grabstätten in der Domkirche zu Freiberg, wo auch
Moritz und Heinrich der Fromme ruhen.
Georg I.
Georg, geboren 1585, erhielt in seiner Jugend eine sehr
strenge Erziehung. Seinen Vater Christian I. verlor er schon
als Knabe von 6 Jahren. Nun nahm sich seine christlich ge-
sinnte Mutter Sophia seiner an, die bei ihren Kindern eine
gute Zucht hielt. Von dieser achtbaren Mutter rühren noch die
sogenannten Sophienducaten her, welche die Aufschrift führen:
„Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt,<£ wodurch
sie alle Aeltern ermahnen wollte, ihre Kinder wohl zu erziehen.
Georg bekam als ein vaterloser Prinz an dem Herzoge von
Weimar, Friedrich Wilhelm, einen sorgsamen Vormund,
der ihm einen gewissen Magister Leonhard zum Lehrer
wählte. Derselbe sah genau darauf, dass der junge Prinz eben
so fleissig lernen, als sich gut betragen musste. Hatte daher
Georg etwas unterlassen, so bemerkte es der Lehrer in dem
sogenannten schwarzen Buche, welches noch auf der könig-
lichen Bibliothek in Dresden zu sehen ist. Vor diesem Censur-
buche hatte der Schüler eine grosse Furcht, so dass er sich so
viel als möglich in Acht nahm, um nicht darin eingeschrieben
zu werden. Im Jahre 1602 wäre Georg bei einer Spazierfahrt
auf der Elbe bald um das Leben gekommen. Als er nämlich
am 29. Juni mit seinem Bruder Christian Ii. auf einem
Schiffe von Pirna nach Dresden fuhr, und man zur Belustigung
dieser fürstlichen Personen ein Feuerwerk auf dem Wasser ab-
brannte, gerieth das Schiff, worauf sich die beiden Prinzen be-
fanden, in Brand, und Georg ward durch die Gewalt des Pulvers
über das Schiff hinaus und in die Elbe geworfen. Sein Unter-
gang war nahe. Indess eilte ein Schiffer zur rechten Zeit her-
bei und rettete mit vieler Anstrengung den Prinzen. Seinem
Bruder ging es nicht viel besser. Dieser blieb zwar in dem
Schiffe, allein er trug mehrere Beschädigungen davon, die ihn
noch lange an die traurige Lustfahrt erinnerten. Nach Chri-
stian Ii., welcher 1611 in einem Alter von 28 Jahren starb,
erhielt Georg alle Länder seines Bruders. Seine Regierung fiel
aber in eine höchst unglückliche Zeit, denn er sah sich in einen
blutigen Krieg verwickelt, der 30 Jahre hindurch währte und
kein deutsches Land so anhaltend und so schwer drückte, wie
unser armes Vaterland.