1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Der dreißigjährige Krieg.
In diesem Kriege, der von 1618 bis 1648 dauerte und großen-
teils darum geführt ward, weil sich die Katholiken und Protestanten
als die ärgsten Feinde betrachteten, stand anfangs Georg I. auf der
Seite des Kaisers Ferdinand Ii. Sachsen wurde sehr bald der Schau-
platz des Krieges, und wiewohl der Churfürst Ferdinand'^ Bundes-
genosse war, so erlaubten sich doch die verbündeten Truppen, die von
den Generalen Tilly und Wal len st ein angeführt wurden, große
Gewaltthätigkeiten gegen die sächsischen Unterthanen. Die blutigsten
und entscheidendsten Schlachten fielen in unserem Vaterlande vor; denn
als der König von Schweden, Gustav Adolph, der den 24. Juni
1630 mit seiner Armee an der Ostsee gelandet war, um gegen die
Feinde des evangelischen Glaubens zu streiten, den Gränzen unseres
Vaterlandes sich näherte, da entschloß sich der Churfürst Georg, die
Sache des Kaisers zu verlassen, und verband sich den 1. Sept. 1631
mit jenem siegreichen Helden. Adolph kämpfte in Sachsen äußerst
glücklich. Den blutdürstigen General Tilly, welcher den 20. Mai 1631
die schöne Stadt Magdeburg erobert, ihre Häuser verbrannt und
Väter, Mütter und Kinder grausam hingewürgt hatte, diesen gefürch-
teten Mann schlug er den 7. Sept. 1631 bei Breitenfeld unweit
Leipzig. Ein noch gefährlicherer Feldherr, mit Namen W a l l en st e i n,
ward ebenfalls von dem jungen schwedischen Helden in den Ebenen bei
Lützen den 6. Nov. 1632 auf das Haupt geschlagen. Leider verlor
Gustav Adolph in dieser Schlacht selbst das Leben. Das war ein un-
ersetzlicher Verlust für das arme Deutschland, so wie überhaupt für die
evangelische Kirche und namentlich für unser Vaterland. Denn da
Georg nach Gustav's Tode es nicht länger mit den Schweden halten
wollte, weil es ihnen an ihrem braven Heerführer fehlte, so schloß er
mit dem Kaiser im Jahre 1635 am 30. Mai zu Pra g einen Frieden.
Auf diese Weise wechselte er mit seinen Bundesgenossen oft, und gerade
dieser Wechsel war es, der für die Sachsen so verderblich wurde.
Zwar blieb dieser Friede nicht ohne allen Vortheil. Für die Kriegs-
kosten nämlich, welche Georg anfangs zum Besten des Kaisers ver-
wendet hatte, forderte er von diesem 72 Tonnen Goldes; und weil
es dem letzteren an Geld fehlte, so versprach er, dafür die Ober- und
Niederlausitz zu geben. Gleichwohl konnten sich die damaligen
Sachsen dieses Zuwachses an Land unmöglich freuen, denn die Schwe-
den erkannten in dem Ucbertritte Georg's zu der kaiserlichen Partei
den größten Undank, wofür sie an seinen unglücklichen Unterthanen die
ärgste Rache zu nehmen gedachten. Anfangs von dem Feinde geschlagen,
siegten sie bald über denselben unter ihrem wüthigen Feldherrn Banner