1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vertrieben; kaum hatten die Niederländer gegen den König von Holland
sich erhoben, als den 2. September ein tumultuarischer Auftritt zu
Leipzig, und bald darauf, den 9. September 1830, in Dresden so
wie späterhin in einigen andern Städten Sachsens, gegründete Be-
sorgnisse einflößten. Viele Bauern beschwerten sich über die Fron-
dienste, viele Bürger über die städtischen Obrigkeiten, viele Unterthanen
über zu schwere Steuern. In diesem Tumulte beschloß der' König
Anton, seinen Neffen, den Prinzen Friedrich August, zum
Mitregenten zu erwählen, nachdem zuvor der königliche Bruder, Prinz
Maximilian, feierlich erklärt hatte, daß er auf die ihm zustehende
Thronfolge Verzicht leiste. Das Sachsenvolk, darüber hocherfreut,
kehrte zur Ordnung und Ruhe zurück. An mehreren Orten bildeten
die Bürger eine Communalgarde, um jeder Störung vorzubeugen,
und vertrauend sah man einer Verfassung entgegen, welche die Rechte
des Vornehmen, wie des Bürgers und Bauers gehörig sicherstellen
sollte. In der That wurde auch die neue Verfassungsurkunde den
4. September 1831 mit großer Feierlichkeit übergeben und als ein
heiliges Unterpfand dafür, daß das Recht eines jeden Unterthanen
geschützt sei, dankbar in Empfang genommen. Anton der Gütige
war aus das Redlichste bemüht, der Beglücker seiner Sachsen zu sein.
Dankbar erkannte das treue Volk den Segen einer milden Regierung.
Als daher der ehrwürdige Greis das hohe Alter von 80 Jahren
erreicht hatte, wetteiferten die Unterthanen, das Geburtsfest ihres
geliebten Königs auf eine rührende Weise zu feiern. Der edle Fürst
entschlief den 6. Juni 1836 aus seinem Lustschlosse zu Pillnitz. Nach
dem Tode des Königs Anton bestieg der bisherige Mitregent
Friedrich Äugust Iv.
den sächsischen Thron. Derselbe war geboren am 18. Mai 1797 und
sein ehrwürdiger Vater Maximilian sorgte treulich dafür, daß der
Prinz unter Leitung guter Lehrer die nöthigen Wissenschaften gründlich
erlernte. Bei seinem regen Eifer durfte man hoffen, er werde in der
Reihe der vaterländischen Fürsten eine ehrenvolle Stelle einnehmen;
und der hochgebildete Friedrich August hat diese Erwartung im reich-
lichsten Maaße erfüllt. Fand er doch in der gewissenhaften Ausübung
seiner Regentenpslichten das größte Glück. Erst dann, wenn er für
des Landes Wohl gearbeitet hatte, beschäftigte er sich mit- der Natur.
Er war ja ein gründlicher Kenner der Pflanzenwelt; darum bot der
botanische Garten in Pillnitz seinem Gemüthe die beste Erholung.
Am 7.October 1819 verheirathete sich der Prinz mit der österreichischen
Erzherzogin Carolina, die jedoch nach langen Leiden den 22. Mai
1832 entschlief. Der verwittwete Fürst schloß nun den 24. April des
Otto, Kinderfreund. 4