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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 55

1868 - Leipzig : Arnoldi
55 Unter allen Päpsten dehnte keiner seine Macht weiter ans, als Gre- gor Vii., eigentlich Hildebrand genannt, der Sohn eines Schmiedes, der von 1073 bis 1085 regierte. Von Kaisern und Königen forderte er Unterwerfung. Als daher der deutsche Kaiser Heinrich Iv. sich ihm widersetzte, that er diesen in den Bann, zufolge dessen ihm keiner seiner Untergebenen mehr gehorchte, und er von aller christlichen Gemeinschaft so lange ausgeschlossen blieb, bis ihn der Papst wieder zu Gnaden an- nahm. Heinrich, dem es sonst nicht an Muth gebrach, unternahm im Januar 1077 eine beschwerliche Reise über die Alpen nach Italien, um seinen Feind um Verzeihung zu bitten. Gregor hielt sich damals zu C a n o s s a in Toskana bei der Gräfin Mathilde auf. Hier ließ er den Kaiser im härenen Bußgewande und mit bloßen Füßen mitten im Winter 3 Tage ans dem Schloßhofe stehen, worauf er ihn endlich vor sich ließ und ihm versprach, seine Angelegenheiten balvigst zu besorgen. Derselbe Gregor befahl auch mit unerbittlicher Strenge, daß kein Geist- licher heirathen solle. Mit gleicher Härte verfuhr gegen die christlichen Länder der Papst Inno eenz Iii., der von 1198 bis 1216 den Stuhl Petri einnahm. Furchtbar machte er sich durch die Strafe des In- ter di et s oder des großen Bannes. Erging dieses über ein Land, so wurden die Kirchen geschlossen, keine Sakramente verwaltet, keine Glocken geläutet, die Altäre ihres Schmuckes beraubt und die Todten nicht ans dem gewöhnlichen Gottesacker begraben. Eine neue Plage brachte G r e g o r Ix. seit 1229 durch die Einführung derinquisi - t i ott oder des Ketzergerichts, zufolge dessen alle Irrgläubige abscheulich gemartert und zu einem qualvollen Tode verurtheilt wurden. 'Hundert- tausende solcher Unglücklichen haben ans dem Scheiterhaufen ihr Leben geendet. Natürlich war es, daß die Christen an der Heiligkeit der Päpste dadurch irre wurden, denn Christus ging umher und that wohl. Auch nahm man gerechten Anstoß an dem unsittlichen Lebenswandel, den manche Päpste führten, uamentlich Alexander Vi. und Julius Ii., die kurz vor der Reformation regierten. Man konnte sie unmöglich für Stellvertreter Jesu halten, da der Erlöser ohne Sünde war und getrost fragen konnte: ,,Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?" Kein Wunder also, wenn man es nach und nach ver- suchte, sich von einer Herrschaft loszureißen, die eben so wenig in der Bibel befohlen wird, als sie das Wohl der christlichen Kirche zur Ab- sicht hatte. Irrlehren und Mißbrauche unter den Christen. Auch das Heiligste ist dem Mißbrauche unterworfen, sobald es dem Menschen übergeben wird. Das erfuhr sehr bald die göttliche Lehre, welche Jesus Christus den Menschen als ein Wort vom Himmel
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