1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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brannte sie, so sehr auch der König und das Volk dieses Betragen
mißbilligten. Huß blieb sich dennoch treu; er schrieb: „Ich will von
der erkannten Wahrheit nicht abweichen, bis man mir krästige Gründe
vorbringen wird. Denn Verräther an der Wahrheit mag ich nicht
sein. Verräther ist nicht nur der Lügner, der sie ableugnet, sondern
auch der Heuchler, der sie aus Menschenfurcht nicht offenbart."
Fortsetzung.
Weil Huß an dem Könige Wenzel einen mächtigen Vertheidiger
fand, so ruhten seine Gegner nickt, sondern verklagten ihn, so wie den
König selbst, bei dem Kaiser Sigismund, Wenzel's Bruder. Der
damalige Papst hieß Johann Xxiii. Dieser erließ wiederholte Be-
fehle an den böhmischen König, den kirchlichen Unruhen in Böhmen
Einhalt zu thun, zumal da es nicht selten zu blutigen Streitigkeiten
kam. Alles war umsonst, die Unruhen dauerten fort, bis der Papst
endlich verordnete, daß alle Kirchen zu Prag, mit Ausnahme der
Hauptkirche, verschlossen bleiben sollten. Huß, über diese Bestrafung
der Prager Bewohner betrübt, verließ die Stadt 1412" und wendete
sich in seinen Geburtsort Hußiuecz, wo er mehre nützliche Schriften
schrieb. Endlich bestimmte man im Jahre 1414 eine Kirchenversamm-
lung zu Kostnitz, aus welcher Hußens Sache ausgemacht werden sollte.
Huß ward beauftragt, daselbst zu erscheinen. Freudig trat er seinen
Weg dahin an. Viele seiner Anhänger begleiteten ihn eine Strecke
Weges und nahmen mit Thränen von ihm Abschied, weil sie voraus-
sahen, der wackere Lehrer werde nicht wieder zurückkehren. Am 3. Nov.
langte Hnß in Kostnitz an. Als er die Thurmspitzen der Stadt
erblickte, ries er getrost aus: ,,Jst Gott für uns, wer mag wider uns
sein? Mögen sie mir immer Schaden thun; die Lehren, welche ich
predige, können sie doch nicht antasten." Bei seiner Ankunst stieg er in
dem Hause einer alten Wittwe, Namens Fido ab, die für seine Pflege
treulich sorgte. Einige Vornehme Böhmens gingen bald darauf zum
Papste mit der Bitte, er möge den Geleitsbrief durch seine Unterschrift
bestätigen, welchen Huß zu seiner Sicherheit vom Kaiser Sigismund
erhalten hatte. Allein er unterschrieb ihn nicht, sondern täuschte die
Männer mit den glatten Worten: „Eurem Huß soll nichts geschehen,
und wenn er auch meinen leiblichen Bruder ermordet hätte." Huß
traute solcher falschen Versicherung. Bald ward er vom Gegentheil
überzeugt. Nach einer Unterredung, die er den 28. November 1414
im päpstlichen Paläste mit den Cardinälen in Gegenwart des Papstes.
gehalten hatte, ließ man ihn des Nachts durch einen Offizier in ein
Gefängniß abführen. Er kam nach und nach in 4 verschiedene Kerker.