1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zeitig in das Nonnenkloster Nimtschen bei Grimma an der Mulde
brachten. Katharina betete hier fleißig. Indeß regte sich in ihr, so
wie in acht andern Nonnen, späterhin der Wunsch, aus dem Kloster
befreit zu werden. Sie schrieben deshalb an ihre Aeltern, welche aber
nicht einwilligten. Darauf wendeten sie sich an Luther, dessen neue
Lehre ihnen nicht unbekannt geblieben war. Dieser bat sogleich einen
Bürger aus Torgau, Namens Leonhard Koppe, sich der unzufrie-
denen Nonnen anzunehmen und sie aus ihrem Kloster zu erlösen.
Koppe verband sich mit einem andern Torgauer Bürger, Wolf Tom-
mitsch genannt. Es war in der Nacht des Charfreitags, den 4. April
1523, als sie bei dem Kloster Nimtschen anlangten. Koppe überstieg
die Gartenmauer und half den 9 Nonnen über dieselbe hinweg. Man
konnte voraussetzen, daß man die entführten Nonnen aufsuchen werde,
und dies war um so gefährlicher, da die Reise durch die Länder
Georg's des Bärtigen gehen mußte, der ein eifriger Katholik und
ein abgesagter Feind Luther's war. Deshalb verbarg Koppe die
Nonnen soviel als möglich. Er hatte nämlich 9 Tonnen mitgebracht,
die so eingerichtet waren, daß in jeder eine Person bequem sitzen konnte.
So entkam er glücklich und langte am 7. April in Wittenberg an.
Luther, der schon lange gegen das ehelose Leben der Geistlichen ge-
predigt und geschrieben hatte, ging zuletzt selbst mit einem guten Bei-
spiele voran und vermählte sich am 13. Juni 1525 mit dem Fräulein
Katharina von Bora. Die Trauung erfolgte durch I). Bugen-
hagen zu Wittenberg. Er lebte mit ihr seht glücklich, wie dies seine
eignen Worte bezeugen. „Die höchste Gnade und Gabe Gottes ist es,
ein fromm , freundlich, gottesfürchtig und häusliches Gemahl haben,
mit dev du 'friedlich lebest, der du darfst all dein Gut und was du hast,
ja deinen Leib und Leben anvertrauen." . Aus dieser Ehe gingen
6 Kinder hervor: 1) Johannes oder Hans, geb. den 7. Jun
1526, starb den 29. Oct. 1575 zu Königsberg in Preußen. 2) Elisa-
beth, geb. den 10. Dec. 1527, starb den 3. Aug. 1528. 3) Magda-
lena, geb. den 4. Mai 1529, starb den 20. Sept 1542. 4) Martin,
geb. den 7. Nov. 1531, starb den 3. März 1585 zu Wittenberg.
5) Paulus, geb. den 28. Jan. 1533, starb den 8. März 1593 zu
Leipzig. 6) Margaretha, geb. 1534, starb 1570. Als Luther den
18. Febr. 1546 mit Tode abging, hinterließ er zu wenig Vermögen,
als daß seine Wittwe Katharina nebst 4 Kindern, die zum Theil noch
unerzogen waren, sorgenfrei hätte leben können; denn das ganze Eigen-
thum bestand in dem Gute Wachsdorf unweit Wittenberg, in dem
Gute Zeulsdorf unweit Leipzig, in einem Obstgarten und in einem
Hause, welches zusammengenommen 3500 Gulden an Werth hatte.
Jedoch fand Luther's Wittwe manche Unterstützung. Friedrich der