1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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in Baiern die Schreibtafel, in welche er Luther's Predigten aufzu-
schreiben pflegte. Täglich mußten ihm sechs Diener abwechselnd sechs
Stunden lang aus der Bibel vorlesen, denn er sagte: ,Fch kann des
göttlichen Wortes eben so wenig entbehren als des Essens und Trin-
kens/' Luther feierte das Andenken dieses wahrhaft protestantischen
Fürsten in zwei Leichenpredigten, die er über den Bibeltept 1. Thess.
4, 13—18 hielt, wo es heißt: Wir wollen euch aber, lieben Brüder,
nicht verhalten von denen, die da schlafen, auf daß ihr nicht traurig
seid, wie die Anderen, die keine Hoffnung haben. Denn so wir glauben,
daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch, die da
entschlafen sind, durch Jesum mit ihm führen. Denn das sagen wir
euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben, und überbleiben
in der Zukunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die da
schlafen. Denn er selbst, der Herr, wird mit seinem Feldgeschrei und
Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen
vom Himmel, und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst,
darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit den-
selben hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in der
Luft, und werden bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet euch nun
mit diesen Worten untereinander.
Johann Friedrich der Grossmüthige.
Johann der Beständige erhielt in dem Churfürsten J o h a n n
Friedrich dem Grossmüthigen einen würdigen Sohn und
Nachfolger. Weil bald nach dem Religionsfrieden zu Nürnberg
der Papst neue Versuche machte, den Protestanten zu schaden,
so verlängerten die evangelischen Fürsten 1536 den Schmal-
kaldischen Bund auf 10 Jahre, und es traten jetzt die Herzoge
von Würtemberg und Pommern, die Fürsten von Anhalt,
so wie die Städte Augsburg, Frankfurt a. M. und Han-
nover hinzu. Diese Verbündeten, welche im Jahre 1537 aber-
mals in Schmalkalden zusammenkamen, beschlossen einmüthig,
auf der Kirchenversammlung, die der Papst veranstaltete, gar
nicht zu erscheinen, und Luther erhielt von seinem Churfürsten
bereits am 11. Decbr. 1536 den Auftrag, dass er einen Aufsatz
ausarbeiten möge, in welchem über die Rechte des Papstes und
über den Glauben der Evangelischen das Nöthige ausgesprochen
werde. Luther that es, und dies sind die sogenannten Schmal-
kaldischen Artikel, welche zu den Glaubensbüchern der
lutherischen Kirche gehören. Karl V. liess es an Versuchen,
beide Parteien scheinbar auszusöhnen, nicht fehlen. Es wurde
1543 desshalb ein Reichstag zu Nürnberg und 1544 ein