1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Scheibe des letzteren verdunkelt. Auch kann man sich dieß aus andern
Gründen begreiflich machen. Befinden wir uns auf einer beträchtlichen
Höhe, von welcher man eine große Oberfläche Landes zu übersehen
vermag, so gehen die äußersten Gegenden bergab, unsere Aussicht wird
begränzt, der Himmel scheint auf der Erde zu liegen, und was hinter
dieser Gränze sich befindet, das entzieht sich unsern Blicken gänzlich.
Beweises genug, daß unsere Erde die Gestalt einer Kugel haben müsse.
Eben so spricht dafür der Umstand, daß sich uns Schiffe, die in weiter
Ferne sich' uns nähern, nicht auf einmal in ihrem ganzen Umfange,
sondern nur theilweise zeigen; erst sehen wir die Flagge nebst der
Spitze des Mastes und dann allmählich das ganze Schiss, darum,
weil es gleichsam von unten herauf kommt und immer mehr sichtbar
wird, je mehr es die Oberfläche des Wassers berührt, die wir zu über-
sehen vermögen. Aus eben dem Grunde verschwindet ein Schiff dem
Auge nach und nach, wenn es sich von uns entfernt. Nicht weniger
bestätigen es auch die Seereisen, die man um die Erde zurückgelegt
hat, daß unser Planet rund sei. Denn alle die Reisenden, welche mit
ihren Schiffen nach der entgegengesetzten Richtung fuhren, d. h. ent-
weder vom Abend gegen Morgen, oder vom Morgen gegen Abend,
langten nach Beendigung ihrer Fahrt wieder -auf demselben Orte an,
von welchem sie ausgefahren waren, was ebenfalls nicht möglich wäre,
wenn unser Erdkörper eine andere Form als die kugelförmige hätte.
Endlich beruft man sich auf die Aehnlichkeit, welche die Erde mit
andern Himmelskörpern hat. Diese erscheinen uns als runde Körper.
Sollte also unsere Erde, die ebenfalls ein Himmelskörper ist, eine Aus-
nahme von dieser allgemeinen Regel machen? Ist doch jeder Körper,
das Sonnenstäubchen wie der Wassertropfen, durch die Kraft der allge-
meinen Schwere runv gebildet, indem alle Theile von der einen die
von der andern Seite an sich ziehen. Nun sind allerdings sehr hohe
Berge auf der Erde, welche gegen diese Behauptung zu sprechen
scheinen. Indeß die Höhe der höchsten Berge beträgt kaum eine
deutsche Meile, so daß man solche Erhöhungen mit Sandkörnern ver-
gleichen kann, welche sich auf einer Kegelkugel befinden. Wie also die
Kegelkugel wegen dieser Sandkörner dennoch ein runder Körper bleibt,
so bleibt es auch unsere Erde, wenn auch die vielen Berge auf der-
selben hier und da Ungleichheiten hervorbringen. Auch ist noch zu be-
merken, daß die Erde an beiden entgegengesetzten Enden, welche man
Pole nennt, etwas abgeplattet ist. Man kann dieß nicht besser ver-
sinnlichen, als durch eine Pomeranze, die in der Mitte um eben so viel
hervortritt, als sie von oben und unten zusammengedrückt ist. Der
Durchmesser des Aeguators beträgt 1719 bis 1720 deutsche Meilen,
der Durchmesser des Pols dagegen nur 1709 bis 1710 solcher Meilen.