1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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welches te ir bewohnen, liegt in der nördlichen gemäßigten Zone; nur-
im hohen Norden reicht ein kleiner Strich in die nördliche kalte Zone
hinüber. Auf diese Weise sind wir vor der unerträglichen Gluth der
Sonne, so wie vor der harten Strenge der Kälte geschützt, und die
größte Manchfaltigkeit der lebenden Geschöpfe wird bei uns vorge-
funden. Weil in den beiden gemäßigten Erdgürteln die größte Frucht-
barkeit möglich ist, so hat der weise Schöpfer die Einrichtung getroffen,
daß, wenn man die Oberfläche der Erde in 1000 gleiche Theile zer-
legt, auf die heiße Zone 396, auf die beiden gemäßigten 520 und auf
die beiden kalten Zonen 82 solcher Theile kommen.
Das Meer.
Der größte Theil unserer Erde ist mit Wasser bedeckt, und dieses
große Wasser nennen wir das Meer. Warum hat aber der Schöpfer
die Einrichtung getroffen, daß der Ocean drei Viertheile der Erd-
oberfläche bedeckt? Wäre es nicht besser, wenn es mehr festes Land
als Wasser gäbe? So fragen viele unverständige Leute. Ihr sollt
sogleich hören, warum es Gott gerade so und nicht anders gemacht hat.
Bekanntlich steigen aus dem Meere täglich eine Menge Dünste empor,
nachdem sie von der erwärmenden Sonne verdünnt worden sind. Aus
diesen Dünsten bilden sich die Wolken, die von dem Winde in alle
Gegenden getrieben werden, uns Regen und fruchtbare Zeiten geben
und unsere Herzen erfüllen mit Speise und Freude. Ohne Regen
hätten die Quellen aus den Bergen keine Nahrung, und wir würden
weder Bäche, noch Flüsse, noch Ströme haben. Wie viel müßten wir
alsdann entbehren! Wäre nun eine geringere Masse von Seewasser
vorhanden, so könnten nicht so viele wässerige Dünste in die Höhe
steigen, und wir würden Mangel an Regen haben, so daß Pflanzen,
Menschen und Thiere in kurzer Zeit verschmachten müßten. Als eine
besondere Eigenschaft des Meerwassers ist zu erwähnen, daß es einen
salzigen und ekelhaft bittern Geschmack hat. Der Salzgehalt kommt
von den zahlreichen Steinsalzlagern, welche sich im innern Meeres-
grunde befinden; und die Bitterkeit läßt sich leicht aus der zahllosen
Menge verfaulter Thiere und Pflanzen erklären, welche das Meer,
überall in sich enthält. Auch darin müssen wir die Weisheit Gottes
anerkennen Denn da das Meer sich nicht bewegt wie das Wasser der
Bäche, Flüsse und Ströme, so würde es bald faulig werden, böse Aus-
dünstungen verursachen, die Luft verpesten und gefährliche Krankheiten
erzeugen. Allein durch das Salz bleibt es vor jeder Fäulniß bewahrt.
Gleichwohl hat der Regen, der aus deni Meere zu uns kommt, durch-
aus keinen salzigen Geschmack. Denn nur die feinen und leichteren
Wassertheilchen steigen aufwärts; dagegen bleiben die Salztheilchen^