1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Grundeis entsteht auf dem Boden der Flüsse, reißt sich in größeren
und kleineren Stücken los, schwimmt sodann in die Höhe, verbindet
sich und zieht endlich eine feste Eisdecke über den Fluß. Bei gelinder
Witterung wird diese Eisdecke durch die Kraft des steigenden Fluß-
wassers mit lautem Krachen zersprengt; größere und kleinere Schollen
schwimmen nun fort, die sich nicht selten aufthürmen, den regelmäßigen
Lauf des Wasfers verhindern und auf diese Weise vielen Schaden an-
richten. Oft werden Brücken und Häuser mit fortgerissen, Menschen,
Thiere und Gerüche durch das schnell steigende Wasser fortgeschwemmt,
und flache Gegenden gleichen einer See.
Die Luft.
Die Luft ist ein flüssiger Körper, welcher unsere Erde von allen
Seiten umgiebt. Ohne Luft können weder Menschen noch Thiere leben,
und nimmt man einer Pflanze die Luft, so geht sie bald ein. Je näher
die Luft der Erde kommt, desto dichter wird sie durch die Dünste,
welche sich mit ihr vereinigen, und daher nennen wir sie den D u n st -
kreis oder die Atmosphäre, die sich etwa 10 Meilen hoch erstreckt.
Ueber diese Höhe hinaus befinden sich keine Dünste weiter; vielmehr
wird die Luft völlig rein, und sie heißt der Luftkreis. Daß die Luft
immer reiner wird, je höher sie sich von der Tiefe der Erde entfernt,
beweist Folgendes. Wenn man hohe Berge ersteigt, so athmet man
leichter, weil dort keine dichten Dünste das Athmen erschweren. Steigt
man noch höher, so wird endlich die Luft so rein und dünn, daß sich
keine Sonnenwärme in ihr aufhalten kann. Aus diesem Grunde findet
man im heißesten Sommer auf sehr hohen Bergen beständig Schnee
und Eis, wie z. B. auf den Alpen in der Schweiz. Ob die Luft gleich
ein unsichtbarer Körper ist, so sind wir doch im Stande, sie zu fühlen.
Denn wir fühlen den Druck der Luft, wenn wir mit der Hand schnell
durch die Luft fahren, oder wenn ein Wind entsteht.
Dabei ist die Luft auch ein elastischer Körper, d. h. ein solcher,
welcher sich zusammenpressen läßt und, wenn der äußere Druck aufhört,
sich wiederum ausdehnt. So läßt sich eine mit Luft angefüllte Rinds-
blase mit der Hand zusammendrücken; läßt man die Blase frei, so dehnt
die sich darin befindliche Luft aus; und die Blase nimmt wieder den
vorigen Umfang ein. Taucht man ein leeres Glas in ein Gefäß mit
Wasser, so wird nur wenig Wasser in das umgewendete Glas dringen,
weil die Luft im Glase dieß verhindert; drückt man das Glas tiefer
hinab, so wird die Luft zusammengepreßt, und es tritt folglich mehr
Wasser in das Glas; entfernt man darauf die Hand vom Glase, und
hört der Druck also auf, so steigt es in die Höhe, weil sich die Luft
überall ausdehnt, die bisher durch den Druck des Wasfers zusammen-