1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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stoße, die sich begegnen, heftig, so treiben sie die schwersten Körper in
die Höhe und haben Kraft genug, die festesten Häuser in einigen Augen-
blicken zu zertrümmern.
Nutzen der Winde.
Den Wind haben wir als eine große Wohlthat Gottes zu be-
trachten. Gäbe es keinen Wind, so würde die Luft mit schädlichen
Dünsten angefüllt bleiben, und die Menschen wie die Thiere würden
bald krank werden, weil sie unreine Luft einathmen müßten. Es ist
also der Wind, der die Lust reinigt und die Gesundheit aller Geschöpfe
befördert. Dem Winde verdanken wir den Regen; denn er treibt die
Wolken in alle Gegenden der Erde, so daß sie als Regen herabfallen
und Alles erquicken. Der Wind bewegt das Meer und bewirkt durch
diese Bewegung des Meerwassers, daß es vor Fäulniß bewahrt bleibt.
Ist in den heißen Tagen die Sonnenhitze fast unerträglich, und schmachten
Menschen, Thiere und Pflanzen nach einer wohlthuenden Kühle, so
läßt Gott einen Wind wehen, welcher die heiße Luft abkühlt und die
ermatteten Geschöpfe wiederum erfrischt. Hat die Regenzeit lange an-
gehalten, und sehen wir den Himmel mit grauen Regenwolken fast
ganz beoeckt, so bringt uns der Wind in kurzer Zeit heiteres Wetter,
indem er die Regenwolken zerstreut und in entsernte Gegenden fort-
führt. Ohne den Wind sähe es mit der Schifffahrt schlecht aus; denn
da das Meer still steht, so müssen die Schisse mit Hilfe des Windes
fortgetrieben werden; der Schiffer spannt die Segel auf, der Wind
stemmt sich^ mit aller Kraft an die Segel und treibt auf diese Weise
das Schiff vorwärts; je stärker der Wind ist, desto schneller ist der
Lauf des Schiffes, und nicht selten legt ein Schiff in einer Stunde
mehre Meilen zurück. Wie würden wir also aus den entfernten Erd-
theilen Reis, Zucker, Kaffee, Baumwolle, Gewürze, Arzneimittel nebst
anderen nöthigen Erzeugnissen bekommen, wenn der Seehandel nicht
durch den Wind unterstützt würde? Eben so ist der Wind für die
Gegenden, wo es wenig Wasser giebt, insofern unentbehrlich, als durch
ihn die Windmühlen in Bewegung gesetzt werden. So wie der Bach,
der Fluß, der Strom die sogenannten Wassermühlen treibt, welche uns
mit dem nöthigen Mehl versorgen, so thun das die Windmühlen da,
wo Wassermangel stattsindet. Der Windmüller dreht seine Mühle
nach dem Winde, fängt denselben mit den großen Windflügeln auf
und bringt dadurch die Mühle in Gang. Ja selbst zur Fortpflanzung
vieler Gewächse trägt der Wind nicht wenig bei; denn er führt den
reifen Samen, welcher in den Samenkapseln der Blumen, Sträucher
und Bäume verborgen liegt, fort und'läßt ihn aus den Erdboden
fallen. Auf diese Art sehen wir hier und da Gewächse keimen, welche