1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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weder der Gärtner noch der Ackersmann gesäet hatte. Dasselbe finden
wir auch in dem Walde bestätigt. Hier wachsen Fichten, Tannen,
Kiefern, Birken, Buchen, Eichen, Erlen an solchen Stellen, wo man
es am allerwenigsten erwartete. Anstalt also zu klagen, wenn der
Sturm ein Schiss scheitern läßt, Bäume mit den Wurzeln aus dem
Erdboden reißt, Dächer der Gebäude beschädigt, wollen wir vielmehr
dem lieben Gott herzlich danken, daß er durch die Bewegung der Luft
aus so vielfache Art für das Wohl seiner Geschöpfe gesorgt hat.
Der Giftwind.
Kommt die Luft aus heissen Gegenden oder aus solchen
Ländern, wo es viele Sümpfe und schädliche Ausdünstungen
giebt, so wird sie erhitzt und mit bösen Dünsten angefüllt.
Natürlich verursachen Winde der Art manchfachen Nachtheil,
und man hat sie daher Gift winde genannt. Von solchen
Giftwinden werden Arabien, Aegypten und Italien nicht selten
heimgesucht. In Arabien, wo die Hitze anhaltend ist, erzeugt
sich in den grossen brennenden Sandwüsten der Samum oder
Samiel, der daselbst gewöhnlich in den Monaten Juli und
August weht. Bei seinem Erscheinen versengen alle Pflanzen,
und Menschen und Thiere würden durch die erstickenden und
lebensgefährlichen Wirkungen desselben umkommen müssen,
wenn Gott es nicht so eingerichtet hätte, dass sie sich dagegen
schützen können. Nähert sich nämlich der Samum, so kündigt
er sich durch Staubwolken, die er in die Höhe treibt, durch
Geräusch, das er in der Luft verursacht, so wie durch auf-
fallenden Schwefelgeruch an. Sogleich werfen sich die Araber
auf die Erde nieder, bedecken das Gesicht mit einem nassen
Tuche und warten, bis der Wind, der gewöhnlich nur eine
Viertelstunde lang dauert und nie unter zwei Fuss Höhe über
der Erde hinstreicht, vorüber ist. Instinctartig thun die Thiere
ein Gleiches, indem sie den Kopf zur Erde niedersenken. Wollte
Jemand diese Massregel unbefolgt lassen, so würde er in wenigen
Minuten ein Opfer des Todes sein, weil das Gift des Windes
sehr bald den ganzen Körper durchdringt. Der Mensch, der
auf diese Weise umgekommen ist, trocknet aus; an seinem
Körper entdeckt man schwarze Flecken, die durch das einge-
athmete Gift sich erzeugen, und der Leichnam wird so aufge-
löst, dass einzelne Glieder, woran man den Todten ergreift,
abfallen. Auch Palästina, das Nachbarland Arabiens, musste
häufig die traurigen Folgen des Samum empfinden. Darauf
beziehen sich die Bibelworte: ,,Der Mensch ist in seinem Leben