1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Menschen hielten sonst die Jrrwiscbe für Gespenster oder Nachtgeister,
theils weil sie die Reisenden in die Irre führten, theils weil sie auf
den Kirchhöfen herumwanderten. Hätten die Thoren gewußt, daß ein
Irrlicht nichts weiter sei als eine entzündete Sumpfluft, die sich aus
faulenden Körpern erzeugt, so würden sie sich und Anderen manche
unnöthige Furcht erspart haben.
Die Sternschnuppen und Feuerkugeln.
Zur Nachtzeit erblickt man zuweilen in der Luft ein Licht von
der Größe eines Sternes, weshalb man dasselbe eine Sternschnuppe
genannt hat. Einfältige Leute glauben, die Sternschnuppe sei das
losgerissene Stück eines Sternes, das feurig aus der Luft zu Boden
falle. Wer es aber weiß, welche Menge von verschiedenen Aus-
dünstungen aus der Erde täglich emporsteigen; wer es weiß, daß sich
unter diesen Dünsten schwefelige, ölige und andere Theile befinden, die
von Menschen, Thieren, Bäumen, Blumen u. s. w. kommen, und sich
in der Höhe leicht entzünden, der wird über solchen Aberglauben lächeln.
Beobachtet man eine Sternschnuppe genau, so findet man. daß sie ihre
Richtung allemal seitwärts nimmt; der Grund, warum sie nicht senk-
recht herabfallen kann, ist, weil die brennbare Luft leichter ist, als die
untere dicke Luft. An dem Orte, wo die Sternschnuppe sich niederläßt,
entdeckt man eine gallertartige Materie, ziemlich so groß wie ein
Hühnerei und von einer merklichen Schwere. Unmöglich würde sich
diese Materie in der oberen verdünnten Luft aufhalten können, wenn
sie nicht vorher sehr ausgedehnt worden wäre. Erst durch die Entzün-
dung zieht sich die zähe Materie zusammen und bildet einen schweren
Körper, der vermöge seiner Schwere zur Erde fällt.
Eine gleiche Bewandtniß hat es auch mit den sogenannten
Feuerkugeln, die man in der Nacht am Himmel wahrnimmt. Sie
bestehen ebenfalls aus einer brennbaren t'ust, die sich entzündet und
leuchtet. Man hat Feuerkugeln von der Größe einer Bombe, ja von
noch größerem Umfange gesehen. Viele verschwinden plötzlich ohne ein
Geräusch und lassen einen Schweif zurück, der noch eine kurze Zeit
leuchtet. Andere Feuerkugeln hingegen verschwinden mit einem heftigen
Knall, worauf man Schwefelgeruch verspürt; ein deutlicher Beweis,
daß bei dieser Lufterscheinung viel schwefelige Dünste sich entzündet
haben. Wenn das Feuer in derselben sich zertheilt und von einander
fährt, so hat sie das Ansehen einer zerspringenden Bombe und läßt
einen hellen Glanz zurück, der lnswei en eine Minute lang dauert.
An dem Orte, wo die Feuerkugel niederfällt, entdeckt inan ebenfalls
eine zähe, gallertartige Materie, wie bei der Sternschnuppe, und beide
Lufterscheinungen unterscheiden sich daher blos durch ihre Größe, durch
Otto, Kindersreund. 9