1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Witter erweicht. Kurz, wir würden, wenn es kein Gewitter gäbe, nicht
nur ein herrliches Schauspiel in der Natur entbehren, sondern es würden
aucb eine Menge von Nahrungsmitteln verschmachten, und Krankheiten
entstehen, die bei einer erhitzten Luft unvermeidlich sind.
Selbst, wenn, vom Donnersturm bedräng
Erschrocken Länder zittern,
Strömt Stärkung, Segen, Fruchtbarkeit
Aus Nacht und Ungewittern.
Dann bricht die Sonne neu bervor,
Und Alles jauchzt zu ihm empor,
Vor dem die Welten schweigen.
Lei vorsichtig beim Gewitter.
Vor dem Donner hat man sich durchaus nicht zu fürchten; denn
er ist nichts als eine heftige Erschütterung der Luft. Wegen des Blitzes
dagegen sind gewisse Regeln der Vorsicht nöthig, wodurch man seine
zerstörende Gewalt abzuwenden vermag. Schon oben haben wir ge-
hört, daß es viele Körper giebt, welche die elektrische Kraft an sich
ziehen; hierher rechneten wir die Metalle, das Glas, die Bäume u. s. w.
Daraus folgt, daß man sich bei einem Gewitter nicht zu nahe an das
Fenster oder an einen eisernen Ofen setzen darf, weil das Glas des
Fensters, sowie das daran befindliche Eisenwerk, und das Eisen beim
Ofen das elektrische Feuer des Blitzes in seine Nähe leiten. Man
halte sich also mehr in der Mitte des Zimmers auf, als an den Wän-
den desselbeu, da der Blitz immer an den Wänden herabfährt und von
der Wand sehr leicht auf den Menschen überspringt. Wie thöricht es
sei, bei Entstehung eines Gewitters unter einen Baum zu treten, be-
greift ihr leicht; denn der Baum, und namentlich die Eichen, ziehen
den Blitz an sich, und Mancher, der durch das Treten unter einen
großen Baum sich zu schützen gedachte, verlor sein Leben. Zst man im
Freien auf dem Felde, und hat man um sich keinen höheren Gegen-
stand, so kann man leicht vom Blitze getroffen werden. Am sichersten
also legt man sich in diesem Falle gerade auf die Erde und läßt sich
lieber tüchtig naß machen, als todtschlagen. Auch hüte man sich,
während des Gewitters Metalle an sich zu tragen; denn der Blitz
geht gerade nach solchen Körpern, die ihm den stärksten Widerstand
entgegensetzen. Nicht weniger muß man sich in Acht nehmen, in der
Küche, wo das Feuer auf dem Heerde brennt, zu verweilen; denn durch
das Feuer dehnt sich die Luft aus, es eni steht mithin Zugluft, und der
Blitz findet desto leichter den Weg in den Schornstein. Befindet man
sich während eines Donnerwetters in einem Wagen, der mit Pferden
bespannt ist, so sei man ebenfalls vorsichtig, weil die Ausdünstungen
der Pferde, das metallene Geschirr desselben, und das Eisen am Wagen