1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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darf man die Hände und Füße nicht schnell an den heißen Ofen halten;
denn die Ofenwärme dringt plötzlich in die erstarrten Glieder und
bringt eine große Zerstörung hervor. Man muß vielmehr den Kör-
per an einem kühlern Orte allmählig der Wärme aussetzen oder ihn
durch Reiben erwärmen. Hat man ein Glied erfroren, so tödtet man
es ebenfalls durch plötzliche Stubenwärme, weil diese mit Schnelligkeit
in dasselbe zieht und es vollends zerstört. Sicherer erhält man es,
wenn man es in Schnee oder in kaltes Wasser hält. Denn im
Schnee und im kalten Wasser sind ebenfalls Feuertheilchen, die all-
mählig das scheinbar erfrorene Glied wieder beleben. Gewöhnlich
sagt man, daß der Schnee den Frost herausziehe. Daß dieser Ausdruck
falsch sei, sieht Jeder leicht ein. Einen gleichen Versuch stellt man mit
dem erfrorenen Obste an. Wer es schnell in die warme Stube bringt,
der bemerkt, daß es bald welk wird und seinen Geschmack verliert.
Warum aber? Weil die schnelle Wärme, die hineingedrungen ist, es
zerstört. Wer es dagegen in ein Gefäß mit kaltem Wasser thut, der
sieht, wie sich in kurzer Zeit eine Eisrmde um das Obst ansetzt. Dieß
kommt daher, daß das Wasser seine Wärme dem kalten Obste mittheilt
und natürlich in der Nähe desselben sich in Eis verwandelt. Thaut
das Eis aus, so hat das Wasser und das Obst eine gleiche Wärme;
letzteres schrumpft nicht zusamnien und behält auch ziemlich seinen ur-
sprünglichen Geschmack. Reicht kann man sich es nun erklären, wie er-
frorene Menschen augenblicklich sterben müssen, wenn man sie in ein
geheiztes Zimmer, oder in ein warmes Bett bringt. Sind sie noch zu
retten, so reibe man sie mit Schnee. Kommen sie auch dann nicht
wieder zum Leben, so ist es ein Beweis, daß kein Funke von Lebens-
wärme mehr in ihnen zu finden sei. Gleichwohl muß man sich hüten,
erfrorene Menschen frühzeitig zu begraben; denn man hat traurige
Beispiele aufzuweisen, daß solche Erstarrte, die zu zeitig beerdigt
worden waren, in dem kalten Grabe erwachten, ohne durch ihr ängst-
liches Klaggeschrei eine menschliche Stimme herbeirufen zu können.
Fortsetz nng.
Wie kann man Wärme und Feuer hervorbringen? Dieß ist auf
verschiedene Art möglich. Vor allen Dingen durch das Reiben,
wodurch die Wärmetheilchen, die in einem Körper verschlossen sind, in
stärkere Bewegung gesetzt werden. Frieren wir zum Beispiel im Win-
ter an die Hände, so Pflegen wir sie zu reiben, und wir finden bald,
daß die erstarrten Hände sich erwärmen. Zersägen wir ein Stück Holz,
so erhitzt sich die Säge, je länger wir sägen, so, daß wir sie vor Hitze
nicht angreifen können. Ja man ist sogar im Stande, durch Reiben
gewisse Körper anzubrennen. Man denke nur an die Wilden. Diese