1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sie können ihr eignes Leben selbst nicht mehr retten, weil ihnen jeder
Ausweg von der Gluth abgeschnitten wird. Bei dem nächtlichen Ge-
witter kann man Unglücksfälle dieser Art vermeiden; denn kein ver-
nünftiger Mensch wird bei der Annäherung des Gewitters im Bette
liegen bleiben, sondern sogleich aufstehen, sich ankleiden, seine Haus-
genossen wecken und Alles so anordnen, daß im Falle der Noth so viel
als möglich gerettet werden könne. Aber wo aus Leichtsinn ober aus
Bosheit ves Nachts ein Feuer ausbricht, da ist an Rettung ves Eigen-
thums für diejenigen wenig zu denken, deren Wohnung zuerst von den
Flammen ergriffen wird. Ob nun gleich das Feuer zuweilen furcht-
baren Schaden anrichtet, so bleibt dieser Nachtheil doch immer sehr
gering gegen den Vortheil, den er uns gewährt. Ohne Wärme würde
in der ganzen Natur nichts flüssig sein; das Wasser der Quellen, der
Bäche, der Ströme würde erstarren. Woher alsdann die Getränke,
z. B. das Wasser, das Bier, der Wein, der Thee, der Kaffee s Wo
bliebe dann die Schifffahrt und der Handel? Wie stände es alsdann
mit den Wassermühlen, welche uns Mehl geben? Wie viele andere
Vortheile müßten dann auf einmal verschwinden! Verhärtet sich jede
Flüssigkeit, wo die Wärme mangelt, dann stirbt alles Lebendige; denn
der Mensch, das Thier und die Pflanzen finden ihren Tod, wenn ihre
Säfte nicht mehr in dem Körper auf- und absteigen; Wärme bleibt
demnach das Element des Lebens. Und wie stände es mit unserm
Haushalte, so wie mit tausend Bedürfnissen, wenn uns Gott das
Feuer entzöge? Mit dem Feuer heizen wir im kalten Winter unsere
Wohnstube; mit dem Feuer bereiten wir unsere Speisen und Getränke;
mit dem Feuer brennen wir irdene Gefäße, als Töpfe, Tiegel, Teller,
Schüsseln; mit dem Feuer bearbeiten wir die Metalle, so daß wir das
Eisen, das Zinn, das Kupfer, das Silber, das Gold bald zum unent-
behrlichsten Hausgeräthe, bald zum Gelde, bald zum Schmucke benutzen
können; mit dem Feuer verschaffen wir uns in der Apotheke die heil-
samsten Arzneimittel; mit dem Feuer endlich erhellen wir uiis die
finstern Stuben und Strafen, und wir werden dadurch in den Stand
gesetzt, auch die Nachtstunden zu unsern Beschäftigungen und zu unserer
Erholung zu benutzen.
Das Licht.
Einer der feinsten Körper ist das Licht. Sticht man daher in ein
Papier mit einer Stecknadel eine Oefsnung, und sieht durch dieselbe
des Nachts nach dem Sternenhimmel, oder am Tage nach andern
Gegenständen, so erblickt man einen großen Raum des Himmels mit
seinen Sternen oder eine sehr ausgebreitete Gegend mit ihren Ver-
änderungen. Jever Stern also, und jeder Körper, den wir wahrnehmen,