1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gedärme ist sehr groß; denn sie dienen nicht nur zur Fortschaffung des
Unrathes, sondern sie sind auch bestimmt, die Verdauung der Speisen
zu vollenden und den Nahrungssaft, aus welchem das Blut entsteht,
zu Wege zu bringen, weshalb sie eine wurmförmige Gestalt haben
und, wenn man sie ausdehnt, sechsmal länger sind als der Mensch.
Ist nämlich der Nahrungsbrei aus dem Magen in dem sogenannten
Zwölffingerdärme angelangt, so vermischt er sich daselbst mit der
Galle und mit anderen dazu gekommenen Feuchtigkeiten, wodurch er
das Ansehen eines milchartigen Saftes erhält. Dieser Saft wird
darauf von den feinen Gefäßen, die aus den Gedärmen hervorragen,
eingesogen, nach und nach immer mehr verdünnt und zuletzt in die
Blutadern zurückgeführt, worauf er in das Herz selbst übergeht und
nach seinem Durchgänge durch die Lungen vollkommen zu Blute wird.
Was nicht zur Nahrung dient, das wird durch die wurmförmige Be-
wegung der Gedärme aus dem Leibe fortgeschafft. Man sieht aus
dieser kunstvollen Verwandlung der Nahrungsmittel, wie durch eine
heilsame Bewegung des Körpers die Verdauung eben so sehr befördert,
als die Gesundheit gefährdet wird, sobald der Mensch durch scharfe
Speisen und Getränke das Blut über die Maaße erhitzt.
Die Nerven.
Wie viele Thiere, so hat auch der Mensch fünf Sinne; denn er
kann hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen. Dieß wäre nicht möglich
ohne die Nerven, worunter man lange, weiße, schnurenförmige
Fasern zu verstehen hat, die sich itr unendlich vielen Zweigen durch
den ganzen Körper verbreiten und mit den Hauptnerven im Gehirne
und Rückenmarke zusammenhängen.
Die beiden Geruchsnerven haben ihren Ursprung im Gehirn
und breiten sich in der Nase in verschiedene Zweige aus. Weil nun
die Nervenspitzen in der Nase ziemlich bloß liegen, so würden sie gegen
die Wirkung der Luft nicht verwahrt sein, wenn die Nase inwendig
nicht mit einer Schleimhaut überzogen wäre, die beständig eine schlei-
mige Feuchtigkeit absondert. Mittelst der Geruchsnerven sind wir im
Stande zu riechen, und dieß geschieht alsdann, wenn die Ausdünstungen
gewisser Körper, die wir mit der Luft einathmen, unsere Geruchsnerven
reizen. Wir sprechen daher von angenehmen und unangenehmen Ge-
rüchen; wir unterscheiden den Geruch der Blume, des Aases, des Pul-
verdampfes, der Speisen, der Getränke, mit großer Sicherheit. Und
dieß Alles nicht umsonst. Auch hierdurch wollte Gott unser Wohlsein
fördern. Unzählige Genüsse verschafft uns der Wohlgeruch der Blu-
men, und das sind Freuden, die sich der ärmste Mensch zu verschaffen
im Stande ist. Indeß auch vo» manchem Schaden soll uns der Sinn