1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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des Geruches sicher stellen. Ist z. B. eine Speise in Flulniß überge-
gangen, so erzeugt sie schon durch ihren Gestank einen natürlichen Ekel,
und ich werde dadurch veranlaßt, sie nicht zu genießen. Auch kann ich
durch den Geruch ein verborgenes Feuer entdecken, und dadurch einem
Brandunglücke begegnen. Befinde ich mich an einetn Orte, wo ver-
dorbene Luft eingeschlossen ist, so werde ich ebenfalls durch den Ge-
ruch gewarnt, nicht länger daselbst zu verweilen, um durch das Ein-
athmen solcher Ausdünstungen meiner Gesundheit nicht zu schaden.
Die beiden Sehnerven entspringen ebenfalls im Gehirne und
senken sich in der Gestalt einer starken Schnur, die an Dicke fast einer
Federspuhle gleicht, in die Augenhöhlen, wo sie sich in zarte Fasern
ausbreiten. Das Auge selbst, als das Werkzeug der Sehkraft, ist von
Gott mit bewundernswürdiger Weisheit eingerichtet; denn man zählt
6 über einander liegende Häutchen, die den Augapfel bilden, und durch
welche die Lichtstrahlen dringen, um sich in der sogenannten Krystall-
linse zu brechen, welche das Ansehen eines linsenförmig geschliffenen
Glases oder Krystalles hat. Weil die sechste Haut, welche die Trau-
benhaut heißt, nicht durchsichtig ist, wie die darüber liegende Horn-
haut, so hat sie in der Mitte eine runde Oeffnung, die unter dem
Namen des Sternes bekannt ist und sich nach Belieben erweitern und
zusammenziehen läßt. Bei einem schwachen Lichte erweitern wir den
Stern, um eine hinlängliche Menge von Lichtstrahlen in unser Auge
zu bkommen; bei zu starkem Lichte hingegen verengern wir den Stern,
damit nicht mehr Licht eindringe, als das Auge zu ertragen vermag.
Die Bilder nun, welche die wahrgenommenen Gegenstände in unserem
Auge, wie in einem Spiegel, hervorbringen, werden mittels der Seh-
nerven bis in das Gehirn fortgepflanzt, wodurch unsere Seele deutliche
Vorstellungen von den abgebildeten Gegenständen empfängt. Wer
möchte dieses Wunder der göttlichen Weisheit begreifen? Selbst der
äußere Bau des Auges zieht unsere ganze Aufmerksamkeit aussich. Damit
es nicht so leicht beschädigt werde, ruht es in einer Höhle und ist durch
die Augenknochen geschützt. Die Augenbrauen fangen den scharfen
Schweiß auf, damit er nicht dem Auge nachtheilig werde. Will zu
viel Licht, oder Staub, oder ein kleines Jnsect in dasselbe dringen, so
schließen wir die Augenlider, die zu gleichem Zwecke mit den soge-
nannten Augenwimpern bedeckt sind. Und um den Augapfel mit
der größten Schnelligkeit nach allen Seiten bewegen zu können, so liegt
er auf einer Lage von Fett, damit seine Bewegung, die durch 6 beson-
dere Muskeln bewerkstelligt wird, keine starke Reibung auszustehen
habe. Man begreift leicht, wie man einen so zarten Theil des mensch-
lichen Körpers zu schonen habe. Ein Stoß, ein Fall, ein Stich, wo-
durch das Auge gefährlich verletzt wikd, bringt uns um das Gesicht.