1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gleichsam eingeschnitten oder gekerbt zu sein scheint. An
ihrem Kopfe sitzen bald zwei, bald vier, bald sechs und noch
mehr Augen, aber ohne Augenlider. So hat z. B. die Spinne
gemeiniglich acht Augen. Das Maul ist nicht bei allen Insec-
ten gleich; denn viele müssen ihre Nahrung mit dem Rüssel
suchen, der bald spitzig, bald stumpf ist. Eben so weichen sie
rücksichtlich der Flügel von einander ab; denn bei einigen fin-
det man nur zwei, bei andern wiederum vier Flügel. Die Zahl
der Füsse ist wenigstens sechs; es giebt aber auch' Insecten,
bei welchen man acht, zehn, zwölf, ja mehr als hundert Füsse
wahrnimmt. Freilich bekommen sie diese Füsse nicht sogleich,
wenn sie ins Leben treten, weil mit ihnen eine merkwürdige
Verwandlung vorgeht, ehe sie sich vollkommen ausbilden.
Denn die Insecten legen Eier; daraus entstehen ungeflügelte
Würmchen, die man Larven nennt. In diesem Zustande strei-
fen sie drei- bis viermal ihre Haut ab, und wenn sie ausge-
wachsen sind, so spinnen sie sich ein und fertigen sich einen
harten Ueberzug, worin sie so lange ohne Nahrung leben, bis
ihr Körper völlig ausgebildet ist. Solche eingesponnene Insec-
ten heissen Puppen. Nach erlangter Ausbildung durch-
brechen sie ihre Hülle und fliegen als vollkommene Insecten
davon. So ist es der Fall bei den Schmetterlingen, Fliegen,
Wespen, Bienen u. s. w. Die Maden im Käse sind nichts
Anderes, als Larven, woraus sich sodann die Fliegen bilden.
Wie sehr sich die Insecten vermehren, das kann man daraus
sehen, dass die Bienenkönigin mehr als 8000, und die Schmeiss-
fliege mehr als 20,000 Eier legt. Gewisse Insecten wohnen
nur im Wasser, wie der Krebs; die meisten auf dem trockenen
Lande. Einige Larven halten sich unter der Erde auf; hierher
gehört der Engerling, aus welchem später der Maikäfer her-
vorgeht. Dass das Lebensalter der Kerbthiere sehr manchfal-
tig sei, dafür spricht die tägliche Erfahrung; denn die meisten
leben nur ein Jahr, einige kürzere Zeit, und die Eintagsfliege
nur einen einzigen Tag. Der gemeine Mann pflegt gewöhnlich
diese Thiergattung Ungeziefer zu nennen, welchen verächt-
lichen Namen er ihr wegen des vielfachen Schadens gegeben
hat, den sie stiftet. Allerdings verwüstet die Raupe in den
Gärten sehr viel, und von dem Floh, der Laus, von der Wanze
und anderen Geschöpfen der Art wissen wir schwerlich einen
Nutzen aufzufinden. Allein dabei wollen wir die grossen Vor-
theile nicht verkennen, die uns die Insecten gewähren. Der
Krebs z. B. dient dem Menschen zur Nahrung; die spanische
Otto, Kinderfreund. ll