1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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In Sachsen gehören dazu 32 Dörfer, 11 Dorsantheile, worunter
2 Rittergüter, 3 Borwerke und Klosterwaldungen; in Preußen besitzt
es 8 Dörfer und die Stadt Wittichenau. Dem Kloster steht eine Aeb-
tissin vor.
Pulsnitz an der Pulsnitz, treibt starken Handel mit Leinwand
und Band. Die dasigen Pfefferkuchen und Töpferwaaren sind berühmt.
Der Töpfer bereitet seine Waaren aus Thon, der vor allen Dingen
getreten und sorgfältig gereinigt wird. Die Bildung der Töpfergefäße
geschieht auf der Töpferscheibe, die aus zwei hölzernen Scheiben besteht,
wovon die obere kleiner als die untere ist; beide sind durch eine eiserne
Spille mit einander verbunden. Auf der oberen Scheibe formt der
Töpfer den Thon mit den Händen, während er die untere mit den
Füßen dreht. Die schlechteren Gefäße, z. B. die thönernen Schüsseln,
Teller und Spielgeräthe, werden, wenn sie trocken sind, mit Farbe über-
strichen, glasirt und gebrannt; die besseren dagegen werden erst gebrannt,
dann glasirt, bemalt und wieder gebrannt, damit sie fester werden und
am Feuer nicht zerspringen.
Königsbrück, ebenfalls an der Pulsnitz, liefert gleichfalls
Töpferwaaren, besonders thönerne Pfeifen. Auch giebt es in der Um-
gegend eine große Menge Bandweber. Eine Stunde von der Stadt
erhebt sich der Keulenberg oder Augustusberg, auf welchem seit
dem 18. September 1818 eine Granitsäule steht, welche an das
Regierungsjubelfest des verstorbenen Königs Friedrich August erinnert.
In den großen Waldungen bei Königsbrück findet man Pechsiedereien
und Kohlenbrennereien. Das Pech kommt aus dem Harze der Kiefer,
Fichte und Tanne, die im Frühjahre aufgeritzt werden, damit der
harzige Saft im Sommer herausquillt. Im Herbste sammelt man
das Harz, schmelzt es in kupfernen Kesseln und läßt das geschmolzene
Harz durch einen Sack von grober Leinwand fließen, damit es von
allem Unrathe gereinigt werde. So gewinnt man das gewöhnliche
braune Pech, das man zum Pichen der Fässer, zum Verschließen der
Flaschen, zur Bereitung gewisser Pflaster und zum Bestreichen des
Schuhdrahtes benutzt. Der Seiler macht davon die Pechfackeln. Aus
den harzigen Aesten, Wurzeln und Rinden des Nadelholzes erhält man
den Theer, indem man dieselben in einen gewölbten Ofen legt, um
sie herum ein Feuer anmacht und das Harz aus ihnen herausschwitzen
läßt, welches dann durch das in der Mitte des Ofens sich befindende
Loch läuft und in untergesetzte Gefäße fließt. Auf diese Weise werden
die Holzstücke ausgebraten oder geschwehlt; daher nennt man eine
solche Vorrichtung eine Theerschwehlerei. Bei dem Kohlenbrennen
hat man ebenfalls die Absicht, alle Feuchtigkeit aus dem Holze zu ziehen.
Damit es verkohle und als Kohle weder Flamme noch Rus von sich