1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Breite des Elbstromes ist nicht gleich. Bei gewöhnlichem
Wasserstande ist die Elbe an der Dresdener Brücke 480 Ellen
breit, an der Meissener Brücke 348, unterhalb Meissen 556
und an der böhmischen Grenze nur 161. Die grössten Ueber-
schwemmungen der Elbe fanden in den Jahren 1432, 1501,
1555 und 1784 statt, wo der Strom in dem engen Thale bei
dem Dorfe Zeichen oberhalb Pirna 21, und bei Dresden, wo
das Thal weiter ist, 10 Ellen wuchs. Noch höher, als 1784,
stand das Elbwasser den 31. März 1845. Kleinere Gewässer
des Kreises sind die Briesnitz, Weisseritz, Müglitz,
Polenz, Gottleube. An Sandsteinen, Steinkohlen, Getreide,
Obst, Wein, Viehzucht und Manufacturen ist dieser Landes-
strich sehr reich. Im südlichen Theile liegen auf dem rechten
Elbufer:
Schandau an der Elbe und Kirnitzsch, mit 1600 Ein-
wohnern und einem mineralischen Bade; in diesem Städtchen
übernachten viele Reisende, welche die sächsische Schweiz
besuchen. Es giebt hier mehre Schiffsherren, die auf ihren
Kähnen Holz, Steine, Obst und andere Gegenstände auf der
Elbe stromabwärts schaffen. Durch den schönen Kirnitzsch-
grund führt der Weg zum Kuhstall.
Bei Schandau ergiesst sich der Kirnitzschbach,
welcher in Böhmen entspringt und in Sachsen mehre Mühlen
treibt, in die Elbe. Auch wird dieser Bach zum Flössen des
Holzes benutzt.
Fast bis nach Schandau zieht sich das Dorf Postei witz
an der Elbe hin; zwischen hier und Schmilka, dem letzten
sächsischen Dorfe an dem rechten Elbufer, liegen 22 Sandstein-
brüche, welche die wichtigsten in Sachsen sind.
Bei dem Städtchen Wehlen, das ebenfalls Elbhandel
treibt, bricht man weissen Sandstein, der klar gepocht und als
Sand verkauft wird. Ein Wolkenbruch richtete am 1. Sept.
1822 grossen Schaden an. Am 11. Mai 1830 ereignete sich
das Unglück, dass eine 90 Ellen hohe Felsenwand zusammen-
stürzte und 13 Steinbrecher begrub. Acht derselben wurden
zerquetscht, 5 jedoch, mit Namen D ietz e, Zimmermann,
Zschaler, Koch und Forkert, erhielten auf eine merk-
würdige Weise ihr Leben. Sie kamen nämlich in eine Höhle
zu liegen, die sich beim Zusammensturze der Felsen gebildet
hatte. Sie mussten mehre Tage in diesem Grabe schmachten;
der fürchterlichste Hunger und Durst quälte sie, so dass sie
sich am 5ten Tage genöthigt sahen, ein Stück Fleisch von