1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Plauenschen Gründ, in welchem die Weisseritzhiesst. Durch
diesen Grund hat man 1855 von Dresden nach Tharand eine
Eisenbahn angelegt und sie nach dem Kronprinzen Albert die
Albertsbahn genannt. Die Weisseritz bildet anfangs zwei
Flüsse, nämlich die rothe und wi 1 de Weisseritz. Jene ent-
springt bei Altenberg und berührt Dippoldiswalde. Diese
kommt von der böhmischen Grenze und Hiesst bei Tharand
vorbei. Im Plauenschen Grunde vereinigen sie sich. Beide
werden benutzt, um das Holz aus dem Erzgebirge nach Dres-
den zu flössen, ln diesem Grunde findet man die nützlichen
Steinkohlen, von denen jährlich gegen 600,000 Tonnen von
1200 Bergleuten zu Tage gefördert werden. Auch giebt es
hier eine Glashütte, wo man grünes Glas, z. B. Weinflaschen,
Trink- und Arzneigläser fertigt. Das Glas bereitet man aus
feinem Sande, aus Kalk und Holzasche, welche Massen man
in einem Schmelzofen in feuerfesten Gelassen zum Schmelzen
bringt. Darauf nimmt der Glasblaser sein eisernes Blasrohr,
welches unten einen hohlen Kopf und oben ein hölzernes Mund-
stück hat, taucht den Kopf in die flüssige, glühende Glasmasse,
bläst in das Rohr und giebt dem daran hängenden Klümpchen
die beliebige Form. Ist das Gelass fertig, so kommt es in einen
Kühlofen, damit es nicht durch die plötzliche Kälte zerspringe.
Meissen, an der Elbe, liegt in einer herrlichen Gegend.
Die Stadt selbst wurde von dem Kaiser Heinrich I. 922 an-
gelegt, damit er die räuberischen Sorbenwenden im Zaume
halten konnte, die öfter in sein Land einfielen. Es giebt hier
manches Merkwürdige. Meissen hat eine fast 1000 Jahre alte
Domkirche, in welcher Friedrich der Streitbare be-
graben liegt, der so tapfer gegen die Hussiten kämpfte. Meissen
hat ferner eine Fürstenschule, die der Churfürst Moritz
im löten Jahrhundert gründete, und in der 120 Schüler auf
die Universität vorbereitet werden. Der Aufwand für die Lehr-
anstalt beläuft sich jährlich auf 17,000 Thlr, so dass der Un-
terhalt jedes Zöglings ungefähr 140 Thlr. kostet. In der
Albrechtsburg, die von Albrecht dem Beherzten 1471 erbaut
ward, befand sich seit 1710 die königliche Porzellanfabrik, die
einzige in unserem Lande. Das Meissener Porzellan ist weit und
breit berühmt. Ein gewisser Böttcher, der unter August dem
Starken lebte, war der Erfinder desselben. Die Masse selbst
besteht aus der weissen Porzellanerde, die man bei Aue im
Erzgebirge gräbt, aus Kiesel, Quarz und Gyps. Nach sorg-
fältiger Mischung dieser Mineralien formt man daraus Teller,