1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Dorfe Schönheide, dem größten Dorfe des Obergelirges mit
5000 Einwohnern. Man treibt hier ausgebreiteten Handel mit
Spitzen und Blechwaaren. An der nahen Mulde befindet sich der
Schönheider Hammer mit einem großen Hohofen. Es werden hier
treffliche Oefen, Brückengeländer und Maschinen gegossen.
Bei Grünhain war es, wo der Köhler Schmidt 1455 den
geraubten sächsischen Prinzen Albert befreite und den Ritter Kunz von
Kaufungen gefangen nahm.
Wolkenstein an der Zschopau fertigt Spitzen, wollene
Strümpfe und Leinwand. Es liegt auf einer beträchtlichen Höhe und
gewährt eine schöne Aussicht in das Zschopauthal. Heinrich der
Fromme, der in Freiberg restdirte, und Albrecht derbeherzte,
hielten sich oft daselbst auf. Auch giebt es in dem nahen Dorfe Geh-
rin gswalde ein mineralisches Bad mit starker lauer Quelle, ge-
wöhnlich das W o l k e n st e i n e r Bad genannt.
Zschopau, an der Zschopau, worüber eine treffliche steinere
Brücke führt, hat große Bleichen, wo die Leinwand gebleicht wird; die
dasigen Tuchmacher liefern gutes Tuch; auch giebt es daselbst Kattun-
druckereien, Spinnmühlen und Strumpfwirker. Nicht weit davon be-
findet sich das Blaufarbenwerk Zschopenthal, dessen Gebäude
blau angestrichen sind und recht freundlich aussehen.
Augustusburg, auf dem hohen Schellenberge erbaut, steht
man mit seinem großen Schlosse schon in weiter Ferne liegen. Der
Vater August, der das Schloß 1568 bis 1572 erbauen ließ, wohnte
oft daselbst mit seiner Gemahlin, Mutter Anna genannt. Auf dem
Schloßhofe steht eine über 400 Jahre alte Linde, die 13 Ellen im
Umfange hat, aber nur 4 Ellen hoch ist, und deren starke Aeste sich
so weit ausbreiten, daß sie auf 45 Säulen ruhen. Merkwürdig bleibt
der 298 Ellen tiefe Brunnen, den man in den härtesten Felsen gehauen
hat. Er ist mit einem Gebäude überdeckt, unter welchem das Wasser
mit Hilfe einiger Ochsen in Tonnen heraufgewunden wird. Große
Freude macht es dem Reisenden, wenn der Brunnenwärter eine Flinte
in den Brunnen abschießt,, damit man das vielfache Echo höre, oder
wenn er einen Leuchter mit 12 angezündeten Lichtern an einem langen
Seile hinabläßt, die immer kleiner werden, je tiefer sie kommen, bis
sie endlich im Wasser verlöschen. Die freundliche Schloßkirche hat
einige merkwürdige Gemälde. In dem Bärengarten hielt man zu den
Zeiten des Churfürsten Friedrich August Ii. Bären, die man zu
Jagdbelustigungen nach Dresden bringen und nach der Jagd wieder
nach Augustusburg schaffen ließ.
Zuweilen stiegen die Bären über die Mauern und richteten
großes Unheil in dem Städtchen Schellenberg an. Folgende
Otto, Kinderfrennd. 13