1868 -
Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Buchdruckern, den Schuhmachern, den Anstreichern u. s. w. ist der
Kienruß unentbehrlich. Im Jahre 1834 brannte die Stadt fast ganz
nieder. Nach dem Aufbau hat sie ein äußerst freundliches Ansehen
erhalten.
Das einzige Messingwerk in Sachsen befindet sich in dem nahe-
gelegenen Rodewisch, das jährlich 6000 Centner Tafelmessing und
2000 Centner Messingdraht liefert. Das Messing besteht aus einer
Mischung von Kupfer und Galmei oder Zink und wird auf dem Mes-
singhammer zu Blech und auf dem Drahtwerke zu Draht verarbeitet.
Aus Messingbleche fertigt der Klempner Leuchter, Dosen, Lichtputzen
und andere Geräthschaften; den Messingdraht benutzt mau zu Steck-
nadeln, Klaviersaiten u. s. w.
Lengefeld hat ansehnliche Tuchfabriken und 3 Spinnmühlen.
Reichenbach fertigt Musselin und wollene Strümpfe; es hat
500 Tuchmacher, 2 Spinnmühlen für Schafwolle und 1 für Baum-
wolle mit 12,302 Spindeln. Im Jahre 1833 brannte die Stadt ab.
In Markneukirchen giebt es viele Justrumentmacher; auch
werden daselbst Darmsaiten, z. B. für die Violine, für die Harfe ge-
sponnen. Die Darmsaiten macht man aus den Därmen der Schafe,
Ziegen, Gemsen und Katzen. Zuerst schabt man allen Schleim ab,
legt sie sodann in Seifensiederlauge und spinnt sie. Nun kommen sie
in den Schwefelkasten, wo sie durch den angezündeten Schwefel weiß
werden. Sind sie getrocknet, so bestreicht man sie mit Mandelöl. Zu
einer Violinsaite gehören 3—6 Därme; die stärkste Saite auf der
großen Baßgeige besteht aus 120 zusammengedrehten Därmen.
Zwischen den Städten Adorf und Oelsnitz giebt es Perlen-
bänke, d. h. Haufen von Perlenmuscheln, die meist 6 Zoll lang, 2 Zoll
hoch, auswendig schwarz, innerlich silberweiß sind und viele, aber
selten große und schöne Perlen enthalten. Im grünen Gewölbe zeigt
man 2 Schnuren Elsterperlen, welche den asiatischen beinahe gleich-
kommen. Die Perle entsteht auf der innern Seite der Muschel, indem
dadurch das inwohnende Schaalthier sein Haus gegen das Durch-
bohren der Würmer schützt. Sandkörnchen, die beim Oefsnen der
Muschel hineinfallen, oder absichtlich hineingeworfen werden, überzieht
das Thier mit einer kalkartigen Materie. Eine mäßige Perle muß
wenigstens zehn Jahre wachsen. Die Elsterperlen gehören dem Könige,
welcher eine Anzahl Perlenfischer besoldet, die jährlich einige Male die
Elster durchwaten müssen, wenn sie am seichtesten ist, und die reifen
Muscheln sammeln.
In dem Dorfe Elster an dem Flusse gleiches Namens, nicht
weit von der böhmischen Grenze, ist der Augustusbrunnen. Dieser
Sauerbrunnen wird als Heilanstalt benutzt.