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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 221

1868 - Leipzig : Arnoldi
221 stark zu reiben. Bedeckt ihn mit warmen Tüchern, mit Betten, oder, wenn diese fehlen, mit Stroh oder Heu, nur das Gesicht bleibe unbe- deckt, und die Tücher müssen von Neuem erwärmt werden. Bestreicht das Gesicht und die Schläfe mit Essig, Branntwein, Wein, oder einem anderen Spiritus. Sobald ma'n fühlt, daß sich das Herz zu bewegen anfängt, so reibt den Leib, die Hände, Füße und Herzgrube mit warmen Tüchern, mit Flanell, oder mit einer Bürste, in Oel getaucht; auch ist das Peitschen mit Brennnesseln sehr heilsam, weil dadurch das stockende Blut in Bewegung kommt. Während der Er- trunkene gerieben wird, setzt seine Füße in ein lauwarmes Bad, wozu immer warmes Wasser gegossen wird. Blaset dem Ertrunkenen mittels einer Federspule, einer kleinen Röhre, oder eines kleinen Blasebalgs Luft in die Nase, wodurch die Lunge wieder in Bewegung kommt. Erwacht der Ertrunkene, so fahrt mit dem Reiben, Erwärmen und Einblasen fort, weil das Leben noch sehr schwach ist. Kann er schlingen, so flößt ihm nach und nach ein wenig Thee, mit Essig oder Wein vermischt, ein, gebt ihm warmes Bier oder warme Suppe. Auf dieselbe Weise kommt man auch dem zu Hilfe, der sich er- henkt hat. Zst er behutsam losgeschnitten, damit er nicht zu stark auf die Erde falle, so muß man ihn vor allen Dingen vom Stricke und von drückenden Kleidungsstücken befreien, z. B. Weste, Halstuch, Strumpfbändern, Miedern rc. Ein Erfrorener darf nicht in die warme Stube gebracht weiden, weil er dadurch am sichersten getödtet wird. Man muß ihn, wie das erfrorene Obst, nach und nach austhauen. Man zieht oder schneidet ihm zuerst die Kleidungsstücke herunter und bedeckt ihn sodann eine halbe Elle hoch mit Schnee, so daß nur das Gesicht frei bleibt. Ist kein Schnee vorhanden, so setzt man ihn in ein kaltes Bad, oder wickelt ihn in Tücher, die in kaltes Wasser getaucht sind, so lange, bis der Körper warm wird und die Glieder sich beugen lassen. Nach der nöthigen Erwärmung legt man ihn in ein Bett, jedoch immer noch in einer kalten Stube. Um ihm wo möglich das Leben wiederzugeben, bläst man ihm durch die Nase wiederholt Luft in die Lunge, wie man es bei dem Ertrunkenen thut. Erfrorene werden öfters noch am Leben erhalten, wenn sie schon Tage lang erfroren gewesen sind. Wer im strengen Winter verreist, der merke sich Folgendes: man trinke keinen Branntwein, sondern man genieße warmes Bier, oder Suppe, weil der Branntwein ermüdet. Man mache sich, wenn man sich im Schnee verirrt hat, Bewegung, soviel man kann; denn wer sich niedersetzt, der schläft ein, das Blut im Körper erstarrt durch die Kälte, und so ist an ein Erwachen nicht wieder zu denken, wenn nicht die Hilfe schleunigst kommt.
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