1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Wit-
terung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapferen
Kriegern. Uebcrall war damals die Tapferkeit der alten
Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht
lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster
Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne
Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr ge-
schickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von
Weidenruthen geflochten und bunt gemalt war, bedeckte er
seinen ganzen Körper; ein großes Schwert bing an seiner
Seite. So kriegerisch aber der Sachse war, so unwissend
war er auch..
Natürlich blieben die Kinder auch ungebildet. Von
Schulen wußte man damals noch nichts, und folglich dürfte
man an das Lesen, Schreiben, Rechnen und an andre
nützliche Kenntnisse gar nicht denken. Der Vater härtete
den Knaben schon frühzeitig ab; dieser mußte sich im Reiten,
Wettrennen, Werfen, Schwimmen, Springen üben; er
mußte über Lanzen, die mit ihren Spitzen aufrecht standen,
hinwegspringen, oder'durch Schwerter, die in einiger Ent-
fernung aufgesteckt waren, schnell tanzeu, womit freilich
manche Gefahr verbunden war. Konnte er die Waffen re-
gieren, so nahm ihn der Vater mit auf die Jagd, und als
Jüngling zog er sodann mit in den Krieg; denn kein waf-
fenfähiger Sachse blieb zu Hause, wenn es galt, in der
Schlacht Ehre und Beute zu erwerben. Wie Spiel und
Beschäftigung unsre Vorfahren schon von Jugend auf vor
jeder Verweichlichung sicherten, so thaten cs auch ihre
Nahrungmittel und Wohnungen. Jene bestanden in Krau-
tern, Wurzeln, Milch und dem Fleische der wilden Thiere,
diese in Hütten oder Zelten, die sie da wieder aufschlugen,
wo sie für ihre Viehheerden frische Weideplätze fanden;
denn sie blieben nur so lange an einem und demselben Orte,
als das Futter für ihr Vieh ausreichte. Als ein rohes
Volk beteten sie mehre Götzen an. Außer der Sonne
und dem Monde war ihnen besonders Wodan heilig, den
sie als ihren Kriegsgott verehrten. Wie grausam sie bei
dieser groben llnwissenheit waren, das kann man daraus
wahrnehmen, daß sie zuweilen einige ihrer gefangenen Feinde
schlachteten und ihren Götzen opferten. Bei aller Roh-