1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
durch einen Waffenstillstand von 9 Jahren, in welcher Zeit
er seine Soldaten gehörig übte und besonders leichte Caval-
lerie cinexercirte, die nun eben so schnell angreifen und
fliehen konnte, wie die Hunnen mit ihren leichten Pferden.
Auch erlangte er es, daß wahrend des Waffenstillstandes
der Tribut, oder die jährliche Abgabe an Geld, Vieh und
andern Dingen an die Barbaren nicht gegeben ward. Kaum
waren nun die 9 Jahre verflossen, als die Hunnen ihren
Tribut mit Ungestüm verlangten. Statt dessen ließ ihnen
Heinrich zum Spott einen alten räutigen Hund mit den
Worten zustellen: „Bringt diesen Hund eurem Könige als
Tribut von den freien Deutschen; ihr Räuber seid keines
bessern werth." Man kann leicht denken, wie die Feinde
diesen Spott aufnahmen. Mit 300,000 Mann verwüsteten
sie Sachsen und Thüringen; Städte und Dörfer brannten
sie nieder und keines Menschen ward geschont. Verheerend
zogen sie an der Saale hin, und belagerten die Stadt
Merseburg, welche ein gewisser Graf Wido verthei-
digte; Heinrich rief Alles zu den Waffen; seine Truppen
versammelten sich bei Magdeburg an der Elbe. Kaum
hörte er, in welcher Gefahr die Bewohner von Merseburg
sich befanden, als er plötzlich sich zur Rettung auf den
Weg machte. Zwar hatte er sich durch große Anstrengung
und Erkältung eine Krankheit zugezogen, und die Aerzte
trugen Bedenken, ihn marschieren zu lassen; allein seines
Volkes Wohl galt ihm mehr, als das eigne Leben. In
dieser Ueberzeugung sprach er: „Es ist jetzt nicht gut, krank
zu seyn. Gott wird mir zu den entscheidenden Augenblicken
Kraft geben, und wenn er dann die Kraft von mir nimmt,
nachdem die Freiheit errungen ist, so ist der Gewinn doch
groß genug, um einige Jahre des Lebens dafür hinzuge-
den." Zur Fastenzeit im Jahre 933 stand er bei dem
Dorfe Keuschberg, 2 Stunden von Merseburg, dem
Feinde gegenüber. Blutigroth leuchtete des Nachts der
Himmel von den vielen brennenden Städten und Dörfern,
welche die Hunnen angezündet hatten. Heinrich ordnete
seine Truppen, befahl seinem Sohne, Otto, mit 2000
Mann Reiterei sich in eine Vertiefung zu verbergen, um
nöthigen Falls dem Gegner in den Rücken zu fallen, und
wendete sich also an seine Soldaten: „Krieger! sehr, dort