1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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unglücklich cib; sie tuurbon geschlagen, und mehre der An-
führer geriethen in Gefangenschaft. Ludwig ließ sie vor
sich kommen und sagte zu ihnen: „Wohl könnte ich eure
Untreue dadurch bestrafen, wenn ich euch sämmtlich hin-
richten ließe; aber dann würde man mir vorwerfen, daß
ich meine eigenen Leute todte. Wollte ich euch um Geld
strafen, so ist mir das zu unehrlich und eigennützig. Ließe
ich euch ungestraft wieder gehen, so würdet ihr meines Zorns
nicht achten und euch noch wie vorher jeden Frevel erlauben.
Ich will euch daher aus eine andere Art demüthigen, die
euch eben so wenig gefallen und euren Thaten angemessen
seyn soll. " Sogleich ließ er die Edelleute aus einen Acker
hinausführen, wo ein Pflug stand, an welchen vier und
vier in bloßen Hemden gespannt wurden. War eine Furche
gepflügt, so spannte man wieder vier Andere vor, und dieß
so lange, bis sie sämmtlich an der Reihe gewesen waren.
Drei ganze Tage hindurch dauerte diese Demüthigung.
Und damit sie auch erfahren sollten, wie weh die Peitsche
thue, so ging Ludwig neben dem Pfluge, den einer seiner
Diener regierte, her und hieb, wenn sie nicht fort wollten,
so hart auf sie ein, daß sie oft zur Erde niedersielen.
Jener Acker, der zwischen den Städten Naumburg und
F r e i b u r g liegt, heißt daher noch jetzt der A d e l a ck e r.
Jetzt fing man an-, den jungen Landgrafen eben so sehr zu
fürchten, als man ihn früher verachtet hatte. Niemand
wagte es, sich seinen Befehlen zu widersetzen. Ludwig selbst,
der wohl einsah, daß seine Feinde ihm nachstellen würden,
ging von dieser Zeit an stets in voller Rüstung, wenn er
öffentlich erschien, und weil er vom Kopfe bis zur Fuß-
sohle mit einem eisernen Panzerheinde bedeckt war, so
nannte man ihn den Eisernen. Tausende seiner Unter-
thanen, die sich plötzlich von dem schweren Drucke ihrer
Vorgesetzten befreit sahen, segneten ihn als ihren größten
' Wohlthäter.
Malbrecht der Unartige.
Von seinem Vater Heinrich dem Erlauchten
hatte Albrecht cine gute Erziehung erhalten. Allein er
folgte in seinen reiferen Jahren blos seiner Leidenschaft und