1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gen fiel. Nun wählte Friedrich das schöne Meissnerland,
worüber Wilhelm, der dasselbe gern für sich gehabt
hätte, ' höchst unzufrieden war. Anstatt also dadurch die
Einigkeit zu fördern, entstand gerade das Gegentheil, und
die Brüder blieben der väterlichen Ermahnungen so wenig
eingedenk, dass ein sechsjähriger Krieg von 1446 bis
1451 entstand, welcher in der Geschichte der Bruder-
krieg genannt wird und unerhörtes Unglück über die .
Bewohner von Meissen und Thüringen brachte. Dazu
kam, dass Wilhelm der Tapfere an Apel von Vitz-
thum einen treulosen Rathgeber besass, der durch diesen
Zwist immer mehr Güter zu.gewinnen hoiste, und auch
wirklich gewann. Ja er brachte seinen Fürsten gegen
den Bruder so sehr in Erbitterung, dass jener den Ent-
schluss fasste, seine Besitzungen an den König von Böh-
men zu verschenken , sobald er bei seinem Tode keinen
Erben hinterlassen sollte. Friedrich erfuhr solche Bos-
heit, und verlangte deshalb Von seinem Bruder, den Un-
ruhstifter Apel von Vitzthum zu entfernen. Allein Wil-
helm gab ihm zur Antwort, dass er eher selbst das Land
räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen. Nun
drang der Churfürst Friedrich mit 18000 Mann in Thü-
ringen ein. Seine Soldaten liessen es an nichts fehlen,
was den Krieg für die armen Thüringer schrecklich
machte ; denn die Kirchen wurden geschändet, die Städte
und Dörfer in Asche gelegt, und die Bewohner abscheu-
lich gemisshandelt. Ein Ritter, Namens Herrmann von
Harras, welcher auf-Friedrich'« Seite stand, liess im
feindlichen Lande 60 Dörfer an Einem Tage anbrennen.
Man kann leicht denken, dass die Gegner ein Gleiches
thaten. Sie steckten Dörfer und Städte in Brand; vor- .
zügiich litten Naumburg und Zeitz. Vor allen aber
musste die Stadt Gera das Elend des Kriegs empfinden.
Muthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten An-
griffe der Feinde; allein als diese denselben wiederholten,
so fiel die Stadt den 16 October 1450 ist. ihre Hände. Jlj
Das war ein Jammertag für die Bürger zu Gera. Ohne
alles Erbarmen steckten. die wilden Krieger die Stadt in
Brand; mehr als 5000 Bewohner wurden ermordet; Wei-
der, Mädchen und unschuldige Kinder blieben nicht ver-
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