1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
schont; und wer noch das Leben erhalten hatt«, der sab
sich seiner 'Wohnung und seiner ganzen Habe beraubt.
Solche Grausamkeit sahen alle Fürsten mit Missfallen an.
Dennoch setzten die Brüder den Streit fort. Sie standen
mit ihren Truppen ohnweit vawt. Gera , um eine grosse
Schlacht zu liefern. Plötzlich trat ein Soldat aus der
Armee des Churfürsten Friedrich hervor mit dem Ver-
sprechen, dem Kriege ein schnelles Ende zu machen.
„Wie willst du das anfangen?" fragte Friedrich. „Ich
werde, antwortete er, meine Donnerbüchse auf das Zeit
des Herzogs Wilhelm richten, und mit Einem Schusse
den Krieg beendigen." Der Churfürst wünschte aber den
Tod seines Bruders nicht, sondern sprach zu dem Sol-
daten: „Schiess, wen du willst , nur triff meinen Bruder
nicht'!" Das war ein brüderliches Wort. Wilhelm hörte
bald davon und ward über die Sanftmut!» Friedrich s so
gerührt, dass er alles Zorns gegen ihn vergass , und sich
geneigt zum Frieden zeigte. Beide Brüder kamen nun
im Angesichte ihrer Armeen zusammen, reichten sich die
Hand, versprachen sich nun Liebe und schlossen einen
Waffenstillstand , worauf der Friede den 27 Januar 145 t
zu Schulpforte bei Naumburg geschlossen ward. Seit
dieser Zeit lebten Friedrich und Wilhelm in der besten
Eintracht. Und obgleich der boshafte Vitzthum seinem
Herzoge wiederum üble Gesinnungen gegen seinen Bruder
beibringen wollte, so war es doch umsonst; vielmehr er-
hielt er von Wilhelm die Antwort: „Ich will gern ster-
den , wenn ich nur erst erleben sollte, dass diejenigen,
welche die Zwistigkeiten zwischen mir und meinem Bruder
angestiftet haben, ihren gebührenden Lohn empfingen."
Vitzthum fiel bald in seines Herrn Ungnade , wie er es
verdient hatte, und begab sich nach Böhmen, von wo ans
er bis an seinen Tod nicht aufhörte , seinen früheren
Wohlthäter mit schnödem Undanke zu belohnen.
Der P r >' n z e n r a u b .
Die Geschichte des Prinzenraubes Hängt mit dem un-
glücklichen Bruderkriege sehr genau zusammen. In diesem
Kampfe hatte ein Ritter mit Namen Kunz vou Kau-