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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 30

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
30 Hans Schwalbe melden, daß der Churfürst mit vielen Hof- leuten nach Leipzig gereift sey, daß der Kanzler den übrigen Dienern des-Hofes ein großes Gastmahl in der Stadt gebe, daß nur ein alter Trabant die Wache habe, und daß die Chursürstin mit ihren Prinzen sich allein befinde. Kaufun- gen hielt diesen Zeitpunkt für den passendsten. Er rückte daher des Nachts > 11 Uhr am 8 Juli 1455 mit seinen Gehülfen ganz still an das Schloß; der Küchenjunge befe- stigte die eisernen Haken an dem Küchenfenster, um die lan- gen Strickleitern, die man dazu hatte machen lassen, daran zu hangen; Kaufungen stieg nebst den Rittern die hohe Schloßmauer hinan, und sie gelangten durch ein Fenster glücklich in das Schloß. Kaum angekommen banden sie den alten Soldaten init Stricken und sperrten ihn in ein ent- ferntes Gemach; vor das Zimmer, in welchem die Chur- fürstin mit einer Hofdame schlief, legten sie Schlösser, da- mit kein Mensch heraus konnte, und nun ging es gerade in die Schlafstube des Prinzen. Ernst, damals 14 Fahre alt, erwachte über das Geräusch, und als er die fremden Ritter mit den bloßen Schwertern vor seinem Bette er- blickte, rief er einer alten Dame, die in seiner Nahe schlief: „Ach! Kunz von Kaufungen ist da, und will uns umbrin- gen. Sagt es gleich unsrer Frau Mutter, daß sie uns helfe." Sogleich drohete Kunz dem Prinzen, ihn augen- blicklich zu erstechen, wenn er um Hülfe rufen, oder über- haupt Lärm verursachen würde; er führte ihn die Treppe hinab über den Schloßhof. Wilhelm von Mosen hatte den Auftrag, den jüngern Prinzen Albert zu holen. Bei diesem schlief ein junger Graf von Barby, der am Hofe er- zogen ward. Der Räuber vergriff sich daher in der Nacht und brachte den Grafen herab. Kaufungen entdeckte sogleich den Irrthum, ging nochmals in das Schloß zurück und be- mächtigte sieh des Prinzen, der sich vor Angst unter das Bette verkrochen hatte. In diesem Augenblicke erwachte die Mutter; sie fand die Thüren fest verschlossen, lief schnell an das Fenster und rief in ihrer Herzensangst dem Ritter die Worte nach: „Lieber Kunz, thue nicht so übel an mir und meinem lieben Herrn; schone meine Kinder, und es sollen alle deine Sachen gut werden." Allein ihn rührten weder die Bitten der Churfürstin, noch die Thränen der Prinzen.
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