1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Er nahm den Albert auf sein Pferd und ritt im schnellsten
Galopp davon; dasselbe thaten Mosen und Schönfels mit
dem alteren Prinzen. Sie wählten einen verschiedenen Weg,
damit wenigstens der eine Theil glücklich nach Böhmen ent-
konynen möchte, wo Kaufungen ein Gut Isenburg besaß,
und von wo aus er Friedrich dem Sanftmüthigen vorzu-
schreiben gedachte, was dieser ihm für die Auslösung der
geraubten Prinzen geben sollte.
Rettung der Prinzen.
Kunz war mit seinem Prinzen nur noch eine Stunde
von Böhmen entfernt, als er sich genöthigt sah, den dicksten
Wald aufzusuchen, um nicht entdeckt zu werden; denn an
allen Orten lautete man die Sturmglocken, ' um wo möglich
den Räubern auf die Spur zu kommen. In der Waldge-
gend zwischen G r ü nhay n und Wiesenthal bat Albert
den Ritter, er möge ihn doch absteigen lassen, weil er von
dem schnellen Reiten und vor Hunger zu sehr ermüdet sey.
Kunz, der sich völlig sicher glaubte, gestattete es ihm, und
ließ ihn Waldbeeren suchen; 5 andere Ritter waren bereits
über die böhmische Grenze, und blos Schweinitz nebst
einem Knappen befand sich bei ihm. Sie stiegen sämmtlich
von ihren Pferden. Unbemerkt saß in ihrer Nahe ein Koh-
lenbrenner, mit Namen Georg Schmidt, welcher sein
Mittagbrod verzehrte. Diesem fiel es auf, in dieser un-
wegsamen Gegend Reiter zu sehen; er ging daher auf sie
los und fragte sie, wohin sie mit dem Knaben wollten?
Kaufungen antwortete: „Es ist ein böser Bube, der seinem
Herrn entlaufen ist, und ich will ihn wieder zurückbringen."
Der Köhler, dem dieß auffiel, und der auch durch idas Lau-
ten der Sturmglocken aufmerksamer wurde, schlich sich daher
zu dem Knaben und fragte ihn, w^r er sey? Sogleich sagte
dieser heimlich: „Ich bin der Prinz von Sachsen, rette
mich, mein Vater wird dir's gut vergelten." Diese Worte
hörte der Ritter Schweinitz; er hielt die ganze Sache für
verrathen, und wollte den Prinzen mit seinem Schwerte
niederhauen. Allein der Köhler fing den Hieb mit seinem
großen Schürbaum auf, und hetzte seinen Bullenbeißer auf
den Gegner. Kunz sah den Kampf und wollte rasch zu