1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ihnen augenblicklich alles, und fo lieferten sie ihre Beute
den 11. Juli in das nahgelegcne Hartenstein, von wo
Ernst nach Chemnitz, geschafft wurde, um hier von seinem
Vater in Empfang genommen zu werden. Auch die Mutter
nebst Albert waren in Chemnitz eingetroffen. Die glückli-
chen Aeltern gingen den 15. Juli in die Kirche zu Ebers-
do rf, eine Stunde von Chemnitz, und dankten Gott, daß
er ihnen da^ Liebste, ihre beiden Kinder, wiedergegeben hatte.
Zum Andenken ließen sie die Kleider Ernst's und Albert's,
so wie den Kittel des Köhlers, in der dasigen Kirche aufbe-
wahren. Darauf kehrten sie froh nach Altenburg zurück,
und im ganzen Lande ward ein Freudenfest gefeiert.
Friedrich der Sanftmüthige wünschte nun den Kohlen-
brenner zu belohnen, und ^ verlangte von ihm , daß er sich
selbst eine Gnade ausbitten möge. Der genügsame Georg
Schmidt bat um weiter nichts, als daß es ihm gestattet
sey, in dem Walde, wo er den Prinzen gerettet habe, so
viel Holz zum Kohlenbrennen unentgeldlich schlagen zu dürfen,
als er zu seinem Lebensunterhalte brauchen würde. Gern
gewahrte ihm der Churfürst diese kleine Bitte; ja er schenkte
ihm auch noch ein Gut in dem Dorfe Ebersbach bei
Zwickau und jährlich einige Scheffel Korn. Als der Köhler-
alt und schwach ward, so^ nahm, ihn Friedrich auf sein
Schloß zu Altenburg. Hier mußte Schmidt die Geschichte
von Albert's Befreiung oft erzählen, und weil er sich bei der
Erzählung der Worte bediente: „Ich habe den Kunz mit
meinem Schürbaum weidlich getrillert," so erhielt er und seine
Nachkommen den Namen: Triller.
Was die Näliber verdient hatten, das erfolgte bald.
Schon den 14,- Juli ward Kaufungen auf dem Markte zu
Freiberg enthauptet, und noch jetzt bezeichnet ein Stein den
Platz, wo er die wohlverdiente Strafe erlitt. Die übrigen
Ritter erduldeten dieselbe Strafe. Hans Schwalbe aber
mußte als ein treuloser Diener des Hauses das Schwerste er-
fahren. Man zerriß ihn den 28. Juli in Zwickau mit glü-
henden Zangen und vicrtheilte ihn. Kunzens Bruder, D i e-
trich von Kaufungen, enthauptete man zu Altenburg
den 31. Juli, weil er die Uebclthat gewußt, sic aber ver-
heimlicht hatte. •
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