1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Iohann Friedrich der Großmüthige.
Friedrich ward 1503 zu Torgau geboren. Sein Vater,
Johann der Beständige, ließ ihn in seiner frühesten Jugend
gut unterrichten; denn der Hofprediger Spalatin war
des Prinzen Lehrer, und dieser mußte außerdem auch die
Schule zu Torgau besuchen, wo er sich so fleißig bewies,
daß er schon als Knabe von 9 Jahren sehr wohl bestand,
als man ihn in Kenntnissen der Religion, und in andern
Theilen des Wissens prüfte. Indeß, das viele Wissen hat
keinen großen Werth, wenn das gute Herz dabei fehlt.
Sowohl Johann der Beständige, als auch Friedrich der
Weise arbeiteten durch Worte und Beispiel darauf, daß der
junge Friedrich ein eben so verständiger, als frommer Mensch
werden möchte. Ilnd cs gelang ihnen vollkommen. Von
seiner Menschenfreundlichkeit in den ersten Lebensjahren des-
selben erwähnen wir blos folgenden Vorfall. Ein armer
Mann hatte ihm einmal eine Gefälligkeit erwiesen, und der
Prinz hatte ihm dafür ein neues Kleid zu geben verspro-
chen, aber die Sache wieder vergessen. Als ihn daraus der
Arme an sein Versprechen erinnerte, zog der Prinz augen-
blicklich seinen Sammctrock aus und gab ihn mit den Wor-
ten hin: „Ich erinnere mich der Zusage gar wohl, und
was ein Fürst verspricht, das soll er bss'ig halten." Um
seinen Eifer für die evangelische Lehre immer mehr zu bele-
den, so ließ man ihn an den Versammlungen Theil nehmen,
wo über die neue Lehre verhandelt wurde. Friedrich der
Weise nahm ihn daher als einen Jüngling von 18 Jahren
mit auf den Reichstag zu Worms 1521,; und seinen Vater
begleitete Friedrich auf die Reichstage zu Speier 1529
und zu Augsburg 1530.
Johann Friedrich, der 1532 nach seines Vaters Tode
die Churwürde erhielt, ward bei aller seiner Frömmigkeit
einer der unglücklichsten Fürsten. Der damalige Kaiser
Carl V. forderte nämlich, daß man den von Luther gerei-
nigten Glauben nicht annehmen solle, und er zog daher ge-
gen die protestantischen Fürsten, welche der Reformation er-
geben blieben, in das Feld. Friedrich, welcher viel lieber
Land und Leben hergegeben, als seine feste Ueberzeugung in
der christlichen Religion geändert hätte, waffnete sich gegen