1830 -
Dresden Leipzig
: Arnoldi
- Autor: Otto, Christian Traugott
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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liche Fürst in des Feindes Gewalt war, jo- mußte er sich
Alles gefallen lassen, was man von chm forderte. Indeß,
überall zeigte er den frömmsten Sinn und selbst als man
ihm das Todesurtheil ankündigte, blieb er so unerschrocken,
das; er zu seinem Mitgefangenen, Herzoge Ernst von
Braun schweig, mit dem er Schach spielte, ruhig sagte:
„Weiter in; Spiele!" Wegen dieser Seelengröße, die ihn
auch im größten Unglücke nicht verließ, erhielt er den Bei-
namen des Großmüthigen. Beweint von seinen treuen
Unterthanen, verließ er bald seine Residenz Wittenberg,
nahm von seiner weinenden Familie zärtlichen Abschied und
folgte dein Kaiser 5 Fahre und 4 Monate als Gefangener.
An seine Stelle war der Herzog Moritz von Carl V. zum
Churfürsten ernannt worden, und so kenn seit der unglück-
lichen Schlacht bei Mühlberg die Churwürde Sachsens von
der ernestinischen auf die albertinische Linie. Sein Schicksal
änderte sich, als Moritz 1552 gegen den Kaiser unerwartet
zu Felde zog, diesen beinahe gefangen nahm und von ihm
die Freilassung Johann Friedrich's bewirkte. Letzterer lebte
nicht lange mehr im Schooße seiner Familie. Er starb
schon am 4. Marz 1554 zu Weimar, und erreichte ein
Alter von 50 Fahren. Seine ihn liebende Gemahlin Si-
bylle ging ihm einige Tage im Tode voran. Beide Grab-
mäler findet man in der Stadtkirche zu Weimar.
Moritz.
Der Churfürst Moritz erblickte das Licht der Welt zu
Freiberg, wo sein Vater,' H e i nr i ch der Fromme, als
Herzog residirte. Dieser Heinrich war der Erste in der al-
bertinischen Linie, der nicht nur selbst die evangelische Lehre
annahm, sondern sic auch in seinem kleinen Lande verbrei-
tete. Freilich zog er sich dadurch den Haß seines Brudcrs,
Georg'ö des Bärtigen, zu, welcher zu Dresden wohnte
und Luthcrn und dessen Freunde durchaus nicht dulden konnte;
allein er blieb seiner Ueberzeugung treu. Als sein Bruder
Georg mit Tode abging, erbte er dessen große Besitzungen,
und ließ sich in Dresden nieder. 1541 starb er daselbst,
befahl aber, das; er in Freiberg begraben werde, weil er
diese Stadt immer als eine ihm treue und ergebene gefunden